Intégration

„Besa“ läuft Gefahr, „verletzt” zu werden: Albanische Gemeinschaft hält ihre Versprechen nicht

Esther Hörnlimann von der israelischen Botschaft in Bern: „Wir erhielten viel Zuspruch für unsere Aktivität. Leider resultierten daraus fast keine konkreten Taten“

Vor einigen Monaten fand in der kosovarischen Botschaft in Bern ein Treffen statt, bei dem das Projekt einer Fotoausstellung über die Institution der Besa bei den Albanern beziehungsweise die Rettung der Juden in Albanien dank des Kodes der Besa erläutert wurde. Am Treffen hatte auch der israelische Botschafter in Bern, Yigal Baruch Caspi, teilgenommen. Vorgestellt hatte das Projekt Esther Hörnlimann, Kultur- und Presseattachée  an der Botschaft Israels und Leiterin des Projektteams.

Die Idee fand von Beginn weg vorbehaltlose Unterstützung. Alle am Projekt beteiligten Akteure: die Botschaften (Kosovas, Albaniens und Israels), der Rat der Albanerinnen und Albaner der Schweiz, die albanischen Geschäftsleute und andere Aktivisten, versprachen konkrete Unterstützung.

Doch wie sieht die Situation heute, etwas mehr als drei Monate später, aus? Inwiefern wurden die Versprechen erfüllt, ist die Realisierung der angekündigten Ausstellungsreihe möglicherweise unsicher geworden? Über diese Fragen sprach albinfo.ch mit der Projektverantwortlichen Esther Hörnlimann. In den nächsten Tagen werden wir auch die Standpunkte der andern Projektbeteiligten wiedergeben.

albinfo.ch: Frau Hörnlimann, können Sie uns sagen, wie weit die Vorbereitungen für die Ausstellungsreihe zum Thema Besa gediehen sind?

Esther Hörnlimann: Wir haben in 12 Schweizer Städten tolle Partner und sehr gute Ausstellungsorte gefunden. Wichtige Partner sind pädagogische
Hochschulen, der Rat der Albaner und Albanerinnen in der Schweiz, der Schweizerisch Israelitische Gemeindebund sowie die Botschaften
Albaniens, Kosovos und Israels. Ausgezeichnete Räumlichkeiten erhielten wir beispielsweise mit dem Kornhausforum in Bern, der
Kornschütte in Luzern oder dem Begegnungszentrum Union in Basel. Weiter konnten wir phantastische Persönlichkeiten für unser
Patronatskomitee gewinnen, u.a. alt Bundesrätin Ruth Dreifuss, Sängerin Elina Duni, der israelische Fussballspieler (FC Zürich)
Avi Rikan, die eidgenössische Kommission gegen Rassismus oder neuauch Sindi Arifi, die Miss Romandie 2014.

albinfo.ch: Auf welche Probleme sind Sie als Initiantin der Idee gestossen?

E. Hörnlimann: Wir sind ein kleines Team und es ist sehr viel Arbeit, die wir bewältigen müssen – ganz besonders das Fundraising. Bei allen
unseren Gesprächen und Events sind wir auf sehr viel Zustimmung und Begeisterung gestossen. Leider resultierten daraus praktisch
keine konkreten Taten. Das Fundraising gestaltete sich viel schwieriger als erwartet. Wir erhielten zwar finanzielle Zusagen
von einigen – vor allem jüdischen – Stiftungen und Organisationen, wir hatten aber beispielsweise zwei Events mit albanischen
Geschäftsleuten, was dem Projekt leider bis jetzt keinen Rappen gebracht hat. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir noch nicht einmal
20% unseres Budgets gesichert.
Eine andere Schwierigkeit war, dass viele Leute uns Kontakte nannten oder Ideen hatten, wir aber schlicht nicht die Zeit haben,
all diesen Hinweisen nachzugehen. Hier würden wir es sehr schätzen, wenn Leute, die das Projekt toll finden, auch selbst einmal
zum Hörer greifen und aktiv würden.

albinfo.ch Was hat die albanische Diaspora in der Schweiz bis jetzt unternommen, um ihren Beitrag dafür zu geben? Was wurde und wird von ihr erwartet?

E. Hörnlimann: Besonders die albanische und die kosovarische Botschaft sowie Bashkim Iseni von Albinfo haben sehr viel gemacht, sie gaben uns
die Plattformen, das Projekt bekannt zu machen und stellten uns ihre Kontakte zur Verfügung. Auch beim Fundraising haben sie
stark geholfen, aber ich glaube auch sie erwarteten mehr tatkräftige Resonanz. Ein grosser Aufsteller war ein albanischer Geschäftsmann,
der uns mit seiner Firma den Transport der Ausstellung in die verschiedenen Städte sponsort.

Ansonsten gab es vereinzelt Albaner, die sich in einzelnen Städten zur Verfügung stellten. Sie werden bei der lokalen Umsetzung
und Organisation des Projekts sehr wichtig werden. Ich weiss beispielsweise dass es in St. Gallen schon ein albanisches Team
gibt, wo wir dann richtige Partner haben, wenn die Ausstellung dort stattfinden wird.

Wir sind überzeugt, dass die Besa-Ausstellung für viele Albaner in der Schweiz sehr wichtig ist, wir haben sehr viel Zuspruch
und Begeisterung bekommen. Auch pädagogische Hochschulen und Lehrer finden es toll, weil es eine ideale Möglichkeit ist, Themen
wie Zivilcourage oder Menschlichkeit einmal anders zu thematisieren. Es gibt viele Albaner, die sich gemeldet hatten und beim
Projekt mithelfen würden, wir hatten oft einfach nicht die Zeit, sie alle zu treffen oder nach einer Begegnung dann auch in
Kontakt zu bleiben. In diesem Sinne glaube ich, dass wir von albanischer Seite in der Umsetzung des Projekts viel Hilfe erhalten
werden und auch sehr viele Albaner in der Schweiz die Ausstellung besuchen werden. Wir haben aber zugegebenermassen mit einem
signifikanten finanziellen Beitrag aus der albanischen Diaspora gerechnet und da haben wir bis jetzt keine definitiven Zusagen.

albinfo.ch: Und die andern Beteiligten, haben sie ihren Teil an der Arbeit gemacht?

E. Hörnlimann:
Es gibt verschiedene Personen, die sich richtig für das Projekt ins Zeug gelegt haben, da sind wir sehr dankbar! Auch die bisherigen
finanziellen Zusagen freuen uns sehr. Die PR-Agentur Fruitcake hat eine sehr schöne Website konstruiert (www.besa-expo.ch),
wir sind auf Facebook vertreten (www.facebook.com/besaausstellung), jemand sponsort den ganzen Transport der Ausstellung. Sandra
Hoffmann aus unserem Team hat die letzten sechs Monate ihre ganze Freizeit in dieses Projekt investiert, Alain Pichard erarbeitet
die pädagogischen Begleitmaterialien.

albinfo.ch: Sehen Sie bei diesem Stand der Dinge überhaupt eine Möglichkeit, das Projekt zumindest zu beginnen, in der Hoffnung, dass mit der Zeit etwas in Bewegung kommt?

E. Hörnlimann: Mit unserem momentanen Kontostand müssen wir das Projekt abbrechen oder zumindest ganz stark reduzieren. Eine Reduzierung würde
bedeuten, wir konzentrieren uns nur auf 2-3 Orte in der Deutschschweiz, da geplant war, die französische Version der Ausstellung
explizit für die Romandie zu produzieren, aber auch dafür ist noch nicht genügend Geld vorhanden. Wir haben noch einige wichtige
Anfragen bei Stiftungen offen und hoffen natürlich immer noch sehr, dass in den nächsten 2-3 Wochen so viel Geld eingeht, dass
wir keine Orte streichen müssen. Gewisse Ort abzusagen, würde uns sehr schwer fallen, denn wir wissen das unsere lokalen Partner
schon sehr viel Zeit und Kraft investiert haben. Aber schlussendlich gilt: money talks. Wir bitten deshalb alle Leser, uns beim
Fundraising zu unterstützen – ob als Privatpersonen, Firmen oder Organisationen.

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