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Zweifel an der Nahrungsmittelqualität in Kosova

Die kosovarische Bevölkerung zweifelt weiterhin an der Qualität von Nahrungsmitteln, während das Amt für Veterinärwesen und Ernährung garantiert, die importierten Produkte seien einwandfrei.

Asllan Kolgeci versorgt sich mindestens einmal im Monat in den Grossmärkten in Fushë-Kosovë mit Nahrungsmitteln. Doch jedes Mal macht er sich Sorgen bezüglich der Qualität, die die Lebensmittel aufweisen. Er sagt, wegen der Fleischprodukte habe er sogar mehrmals den Arzt aufsuchen müssen.

Kolgeci sagte zu albinfo.ch, die Qualität der Nahrungsmittel, die er kaufe, sei immer unbefriedigend; als Konsument hegt er sogar Zweifel der Art, dass sich seiner Meinung nach die Hersteller von Fleisch und Milch in vielen Fällen bei den Verfallsfristen nicht an die Standards hielten, weshalb sich denn auch jede Packung geschmacklich von der andern unterscheide.
 
Am schlimmsten stehe es um die Fleischprodukte. “Wegen des Konsums von Fleisch musste ich zum Arzt, da ich Durchfall bekam”, sagt Kolgeci, der nicht der einzige Konsument ist, der die Qualität der Nahrungsmittel, die auf den kosovarischen Markt gelangen, bezweifelt.

Zweifel an der Qualität von Lebensmitteln nahmen jüngst zu, als ein 28-jähriger Mann wegen kontaminierten Hühnerfleischs starb und seine ganze Familie hospitalisiert werden musste.

In inländischen Medien erschien eine Nachricht, wonach die geschlachteten Hühner vor dem Verpacken mit einem bestimmten Gas gefüllt würden, damit sie schwerer wögen. Das führte zu noch grösserer Unsicherheit in der Frage, ob das nach Kosova importierte Fleisch gefahrlos konsumiert werden könne.

Behörden garantieren: Nahrungsmittelqualität wie in der EU

Doch der Sprecher des Amts für Veterinärwesen und Ernährung, Lamir Thaqi, verneinte gegenüber albinfo.ch alle Zweifel rund um die Lebensmittelqualität. Er sagte, dass das Fleisch und die Fleischprodukte, hauptsächlich aus den USA, der Europäischen Union und Brasilien nach Kosovo kommend, entsprechend EU-Normen kontrolliert würden.

“Jede Ladung mit importiertem Fleisch und Fleischprodukten wird einer Kontrolle durch die Veterinärinspektoren an der Grenze unterzogen. Zuerst bezeugt ein Kontrollverfahren die Sicherheit des Produkts für den Konsum, dann folgt die Identitätskontrolle, der Vergleich der Dokumentation mit der Warendeklaration der Ladung, und die dritte Phase besteht in der physischen Kontrolle und Laboranalysen”, sagt er.

Nach der ganzen Kontrolle nehmen, wie Thaqi erklärt, die Inspektoren Proben für Laboranalysen, und falls die Analysen keine ordnungsgemässen Ergebnisse aufweisen, würden die Produkte nicht für den Verkauf zugelassen.

Gemäss Thaqi habe das Amt für Veterinärwesen und Ernährung (AVUK) in allen Fällen, wo es auf verdächtige Produkte stiess, alle nötigen Massnahmen ergriffen, darunter auch die Vernichtung der betroffenen Lebensmittel.

“Es wurden auch allen Geschäften, die versuchten, verdächtige Produkte zu verkaufen, Gerichtsvorladungen geschickt”, sagte er.

Bei den Ländern, aus welchen der Grossteil des importierten Fleisches  in Kosovo stammt, handelt es sich um die USA, die EU und Brasilien. Diese Länder exportieren gemäss dem Sprecher des AVUK Fleisch in die ganze Welt, da sie viel Vieh und viele Schlachthäuser besitzen.

“Die Schlachthäuser, aus welchen ein Import nach Kosovo erlaubt ist, sind von der Europäischen Union lizenziert und zugelassen. Das bedeutet: Wenn ein Produzent keine Exportlizenz für die EU hat, kann er auch nicht in unser Land exportieren”, erklärt Thaqi, gemäss welchem auch die Firmen, denen der Verkauf dieses Fleisches obliegt, über von seinem Amt zugelassene Kühllager verfügen.

So gut wie die Gesetze angewendet werden, so sicher sind die Lebensmittel

Offensichtlich fehlt es der kosovarischen Bevölkerung an einem Bewusstsein für das Melden von Fällen verdächtiger Produkte. Von 160 Beschwerden, die beim Büro für Konsumentenschutz aus der Bevölkerung eingingen, sollen nur 33 verdächtige Lebensmittel betreffen.

„Hauptsächlich betreffen die Klagen den Ablauf von Verkaufsdaten. Es gibt auch Klagen über Zweifel an der Qualität, es kommt vor, dass das vom Konsumenten gekaufte Produkt noch Verkaufsfrist hat, aber verdorben ist und nicht konsumiert werden kann. Alle diese Fälle melden wird dem Amt für Veterinärwesen und Ernährung, das anschliessend die nötigen Massnahmen trifft“, sagte vor ein paar Tagen Artan Demolli vom Büro für Konsumentenschutz im Handelsministerium.

Selatin Kaçaniku vom Konsumentenschutzverband hingegen sagt, die Qualität der Nahrungsmittel in Kosovo hänge davon ab, wie genau die Gesetze angewendet würden. „Und wenn die Gesetze in Kosovo zu nicht mehr als 40% angewendet werden, dann können wir sagen, dass wir eine 40%-ige Sicherheit haben“, erklärte er.

Kaçaniku sagte, dass jene Firmen, die Produkte aus verschiedenen Ländern der Region und der Europäischen Gemeinschaft importierten, nicht an Qualität und Sicherheit interessiert seien, sondern nur an materiellem Profit.

Der jährliche Prokopfkonsum in Kosova beträgt durchschnittlich 40 kg Fleisch. Mit der inländischen Produktion werden schätzungsweise nur rund 50% des Bedarfs gedeckt. Die Lücke im Konsum füllen Brasilien mit 9,5 Mio kg Fleisch und die USA mit über 15 Mio kg Fleisch im Jahr.

Wie in den Medien schon früher berichtet, kostet ein Kilogramm Fleisch aus Brasilien weniger als zwei Euro, wird aber in Kosova für sieben Euro verkauft. Das führte dazu, dass im vergangenen Jahr rund 40 Mio kg Fleisch importiert wurden.