Themen

«Welche Schule wünscht sich die Schweiz?» diese Studie sorgt für Aufsehen

Im folgenden Interview haben wir das Privileg, mit Herrn Daniel Auf der Maur, Stiftung Mercator Schweiz, einen spannenden Einblick in die Studie «Welche Schule will die Schweiz?» zu gewinnen

Die Schweizer Bildungslandschaft steht niemals still und ist ständigem Wandel unterworfen. Inmitten dieser notwendigen und wichtigen Diskussionen hat die Stiftung Mercator Schweiz mit einer repräsentativen Studie eine zentrale Frage aufgeworfen: Welche Schule wünscht sich die Schweiz eigentlich? Die Ergebnisse dieser Studie haben nicht nur breites Medienecho erzeugt, sondern betreffen auch uns alle – Schüler, Eltern, Lehrer und politische Entscheidungsträger.

Albinfo.ch ist entschlossen, den Kern dieser Frage zu erforschen und insbesondere die Bedürfnisse zu beleuchten, die hinter dem Wunsch nach einer zukunftsfähigen Bildung stehen. Im folgenden Interview haben wir das Privileg, mit Herrn Daniel Auf der Maur, Stiftung Mercator Schweiz, einen spannenden Einblick in die Studie «Welche Schule will die Schweiz?» zu gewinnen.

Welche Rolle haben Sie bei der Stiftung M.S., und können Sie uns etwas über Ihren Hintergrund erzählen?
Auf der Maur: Ich arbeite seit 5 Jahren bei der Stiftung Mercator Schweiz am Thema Schule und Lernen. Vorher war ich 6 Jahre Schulleiter an einer Sekundarschule, und am Anfang viele Jahre Sekundarlehrer.

Was hat Sie dazu bewogen, die Studie “Welche Schule will die Schweiz?” ins Leben zu rufen, und welche Ziele verfolgen Sie damit?
Auf der Maur: Wir haben immer wieder festgestellt, dass das Thema Zukunft von Schule auf vielen Ebenen diskutiert wird – in Politik, Bildungsverwaltung, unter Lehrer:innen. Doch die wichtigste Zielgruppe neben den Kindern, diejenige der Eltern, bleibt meist aussen vor. Dieser Gruppe im speziellen und der erwachsenen Bevölkerung allgemein wollten wir damit eine Stimme geben. Unser Ziel ist es, dass wir möglichst alle Teile der Zivilbevölkerung in diese Diskussion einbeziehen. Die Resultate bereichern den Diskurs darüber, welche Art von Schule wir uns in Zukunft vorstellen.

Wie würden Sie die aktuelle Situation der öffentlichen Schulen in der Schweiz beschreiben?
Auf der Maur: Das ist eine komplexe Frage. Auf mich wirkt es, wie wenn niemand so richtig zufrieden wäre. Viele der Beteiligten stehen unter hohem Druck – die Kinder & Jugendlichen zuallererst, dann aber auch ihre Eltern, die Lehrer:innen und viele Schulleiter:innen. Alle hetzen durch den Stoff, dies aber mit wenig Freude, die Angst vor dem Nichtgenügen überwiegt.
Trotzdem dreht sich die Diskussion in den Medien immer um die gleichen Themen wie Klassengrösse, schwieriges Verhalten, Lehrermangel. Dieses triste Bild finden wir schade, denn es gibt auch viele ganz schöne Beispiele, und Lehrer:in oder Coach oder Lernbegleiter:in ist eigentlich ein wundervoller Beruf!

Welche Bedürfnisse von Eltern sehen Sie als besonders unerfüllt im Zusammenhang mit dem Schulsystem?
Auf der Maur: Da ist die Studie relativ klar, wir identifizieren zwei grosse Bereiche:
Eltern möchten, dass ihr Kind gemäss seinen individuellen Fähigkeiten lernen kann. Dieses Bedürfnis sehen sie noch nicht genügend eingelöst.
Ein zweites grosses Thema ist die Kommunikation: Eltern erwarten von der Schule transparentere Kommunikation, und sie möchten stärker einbezogen werden, wenn es um Entscheidungen rund um ihr Kind geht. Dieser Wunsch ist am ausgeprägtesten bei Eltern mit Kindern in der Primarschule. Es liegt auf der Hand, dass diese Aussage mit dem Übergang von der Primarschule in die Oberstufe respektive ans Gymnasium in Zusammenhang steht.

Welche Gründe haben Eltern in Ihrer Studie am häufigsten genannt, um ihre Kinder in Privatschulen oder durch Homeschooling/Unschooling zu schicken,
Auf der Maur: Ich beschränke mich auf die Privatschulen, da die Zahlen zum Homeschooling so gering sind. Die Eltern schreiben privaten Schulen eine höhere Kompetenz zu, mit Unterschiedlichkeit umzugehen. Das Individualisierte Lernen sehen sie an Privatschulen besser umgesetzt. Ein weiterer Grund ist das grössere Vertrauen in die Lehrer:innen, und gemäss ihrer Einschätzung ist die Kommunikation an Privatschulen transparenter.

Und wie stehen diese Gründe im Zusammenhang mit den finanziellen Aspekten des Schulsystems, insbesondere der staatlichen Finanzierung?
Auf der Maur: Eine knappe Mehrheit von 53% ist dafür, dass nur die öffentlichen Schulen über Steuergelder, also durch den Staat, finanziert werden. Aber die Mehrheit ist nicht mehr so gross wie in früheren Befragungen. Für uns ist das Resultat trotzdem wichtig. Wir deuten es so, dass für die Befragten die Volksschule nach wie vor eine Säule der Gesellschaft sein muss.
Welche Eltern wünscht sich die Schweiz, wenn es um die Einschulung von Kindern mit einer anderen Muttersprache als Deutsch geht?
Auf der Maur: Die Studie macht darüber keine Aussagen. Aber wir fänden es schön, wenn sich Eltern von nicht deutschsprachigen Kindern ihrer Wichtigkeit bewusst sind. Es ist für das Kind sehr wichtig, dass sich die Eltern aktiv in die sprachliche und schulische Entwicklung eingeben.

(Driter Gjukaj)