Integration

Vllaznim Xhiha: SWISSALBS, ein Beweis für das Potenzial albanischer Unternehmer 

Das, was die jungen Albaner unterscheidet, ist der Ehrgeiz als erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer erkannt zu werden.  Die positive Entwicklung der Initiative SWISSALBS bestätigt diese Annahme

Vllaznim Xhiha ist Elektroingenieur ETH und Serial Entrepreneur. Mit seiner Initiative Encouraging Young Entrepreneurs (EYE) und dem alljährlichen Wettbewerb EYE Venture setzt er sich mit grosser Leidenschaft für die Gründung von erfolgreichen und nachhaltigen Unternehmen in Kosovo ein.

albinfo.ch: Was unterscheidet Schweizer Unternehmer*innen von albanischen

VX: Im Gegensatz zum Kosovo hat das Unternehmertum in der Schweiz eine lange Geschichte. Das etablierte unternehmerische Ökosystem, das auf einem hochentwickelten Schul- und Schulungssystem aufbaut, ist eine optimale Plattform für die Förderung von jungen Unternehmen und Startups.  

Kosovo ist ein junger Staat und kann diese Voraussetzungen seiner jungen Generationen leider (noch) nicht anbieten. Die jungen Albaner, die in der Schweiz leben und geschult werden, haben die gleichen Voraussetzungen und die gleichen Möglichkeiten wie ihre Schweizer Kollegen, um erfolgreiche Unternehmer zu werden. Das, was die jungen Albaner unterscheidet, ist der Ehrgeiz als erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer erkannt zu werden.   

Die positive Entwicklung der Initiative SWISSALBS bestätigt diese Annahme. 

albinfo.ch: Welche Qualität bringen schweiz-albanische Unternehmer*innen in die Schweizer Wirtschaft mit ein?  

VX: Der betonte Ehrgeiz der jungen, aus dem Kosovo stammenden Unternehmer hat meines Erachtens eine höhere Risikobereitschaft zur Folge. Das bringt eine gewisse Frische und Dynamisierung in die Unternehmen, in denen sie tätig sind. 

 albinfo.ch: Sie haben an der ETH studiert. Ist Bildung die Basis jeden wirtschaftlichen Erfolgs? 

VX: Die Qualität der Bildung und der Ausbildung ist die Grundlage für jeden unternehmerischen und wirtschaftlichen Erfolg. Kompetenz, Expertise und Innovation sind die Grundvoraussetzungen für den wirtschaftlichen Erfolg eines Landes, und dieser kann nur durch ein hervorragendes Schulsystem erreicht werden. 

 albinfo.ch: Sie haben in ihrer Heimat Ingenieur-Laboratorien für Jugendliche aufgebaut. Warum? Und was können die Jugendlichen da lernen? 

VX: «Die Vorstellungskraft ist die Quelle aller menschlichen Errungenschaften, und Kreativität ist das größte Geschenk der menschlichen Intelligenz», hat der britische Kunstprofessor und Regierungsberater Sir Ken Robinson einst gesagt.  

Jedes Kind ist mit diesen natürlichen Fähigkeiten geboren – und unser Ziel ist es, diese zu fördern. Unser Fab-Lab BONEVET (Do It Yourself) ist eine fortschrittliche, kinderfreundliche Lernumgebung, in der Kinder aller Altersgruppen ab 4 Jahren durch Spiel und Technologie inspiriert werden, ihre Talente zu entdecken und mit Leidenschaft und Liebe zu entwickeln. 

Das Unterrichtskonzept von BONEVET befasst sich mit realen Problemen, um die Schüler darauf vorzubereiten, die Herausforderungen unserer komplexen Welt mit mehr Kompetenz, Selbstvertrauen und Optimismus anzugehen und zu bewältigen. 

albinfo.ch: Ingenieurwissen täte auch Schweizer Jugendlichen gut. Haben Sie keine Lust, auch in der Schweiz solche Labs aufzubauen? 

VX: Das Schulsystem in der Schweiz ist auf allen Lernstufen beispielhaft und so weit fortgeschritten, dass wir mit unserem Unterrichtskonzept wenig Neues anbieten könnten. 

 albinfo.ch: Unsere Ausbildung baut auf Wissen auf. Der legendäre chinesische Unternehmer Jack Ma, selbst Hochschulprofessor, hatte am WEF vor zwei Jahren propagiert, dass man den Kindern nicht Wissen, sondern Kreativität lehre. Und Disziplinen wie Kunst und Musik fördere, da Maschinen heute immer mehr wissen. Was meinen Sie? 

VX: Ich bin damit einverstanden. Wir leben in einer dynamischen Welt, die sich immer schneller verändert. Die Technologie entwickelt sich in einem beschleunigten Tempo und verändert die Art und Weise, wie wir denken, handeln und miteinander kommunizieren. Wir stehen vor komplexen Herausforderungen wie der globalen Erwärmung und der Erschöpfung natürlicher Ressourcen. Unsere Gesellschaft kann weder nachhaltig sein noch diese Herausforderungen überleben, ohne in unsere besten Ressourcen – unsere natürlichen Fähigkeiten – zu investieren. Je komplexer die Welt wird, desto kreativer müssen wir werden. 

 albinfo.ch: Welche Skills braucht ein Unternehmer/eine Unternehmerin, um erfolgreich zu sein? 

VX: Neben der Expertise, Innovation und Management-Fähigkeiten müssen eine Unternehmerin und ein Unternehmer einen starken Willen und Durchhaltevermögen haben.    

 albinfo.ch: Hat sich die Definition von Erfolg im Laufe ihrer Karriere verändert? Wie definieren Sie heute für sich Erfolg? 

VX:Es gibt keinen einfachen Weg zum Erfolg – er ergibt sich nicht aus einzelnen Ereignissen und baut sich allmählich auf. Auf dem Weg zum Erfolg muss man jeden Zentimeter des Bodens erobern, den man beschreitet. Erfolg bedeutet für mich, die richtige Balance zwischen persönlicher Leistung und einem sinnvollen Beitrag zum Gemeinwohl zu finden. Und nicht nach Titeln und sozialem Status zu streben. Oder nach Ruhm und Reichtum. 

 albinfo.ch: Die Schweiz hat eine sehr grosse albanische und kosovarische Diaspora. Spürt man in Albanien und Kosovo den Braindrain? Und wie kann der Knowhow-Transfer zurück nach Albanien und in den Kosovo verbessert werden? 

VX: Wir haben eine wunderbare junge Bevölkerung, voller Talente und Energie. Unser Land verfügt über Bodenschätze, die für die Wirtschaft wichtig sind. Wir haben viel fruchtbares Land, um unsere gesamte Bevölkerung zu ernähren. Wir haben großartige Freunde und Partner im Westen, insbesondere in der Schweiz – und unsere Diaspora unterstützt den Kosovo und seine Bevölkerung kontinuierlich großzügig.  

Der Kosovo braucht dringend gut ausgebildete junge Menschen, die unsere natürlichen und menschlichen Ressourcen mit höherer Produktivität nutzen und größerer Erträge erwirtschaften, um das Wohlergehen und die Attraktivität des Kosovo zu steigern.  

Wir sind sicher, dass viele dieser jungen Mädchen und Buben in den kommenden Jahren gute Ingenieure und Techniker sowie erfolgreiche Unternehmer werden, die Unternehmen gründen und neue Arbeitsplätze schaffen werden, um unsere hohe Jugendarbeitslosigkeit zu mildern und hoffentlich dazu beizutragen, den Strom der Auswanderung zu reduzieren. 

Die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmern im Kosovo und in Albanien und den jungen albanischen Unternehmer in der Schweiz wird sicherlich einen positiven Einfluss auf die Verringerung des Braindrains haben. 

albinfo.ch: Raten Sie einem jungen Menschen auch in diesen unsicheren Zeiten zum Unternehmertum? 

VX: Ich würde jedem jungen Menschen, der eine unwiderstehliche Idee hat, zum Unternehmertum raten – vorausgesetzt sie haben den Willen dazu, den Mut und das Durchhaltevermögen. Das Unternehmertum ist meist risikoreich und anstrengend, aber dafür umso spannender und bereichernder.   

Unsichere Zeiten haben auch ihr Gutes: In Krisenzeiten erkennen wachsame Unternehmer neue Innovationsmöglichkeiten, die zum Wachstum der Unternehmen beitragen.  

Swissalbs Unternehmerpreis 2022

Am 26. November 2022 vergibt #swissalbs, die Dachorganisation für die schweizerisch-albanische Community, zum zweiten Mal in Zürich den swissalbs Unternehmerpreis. In der Jury sind FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt, Vllaznim Xhiha, Nadine Jürgensen, Roland Brack und Jeton Tola.  

Michel Pernet hat namens von #swissalbs mit den Jury-Mitgliedern je ein Interview gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation und zu ihrer unternehmerischen Vita geführt. 

albinfo.ch ist Medien Sponsor des swissalbs Unternehmerpreis