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Unvermindert starke Motivation der Jungen, auszuwandern

Fehlende wirtschaftliche Entwicklungsperspektiven bringen zahlreiche junge Menschen dazu, aufzubrechen und ihr Glück im Ausland zu versuchen. Viele sagen, sie seien bereit, das Land zu verlassen und auszuwandern

Die Emigration ins Ausland ist weiterhin der Wunsch und die Hoffnung der Mehrheit der jungen Kosovarinnen und Kosovaren, trotz der zahlreichen Appelle, sie für die Tatsache zu sensibilisieren, dass ein Aufbruch ins Ausland Opfer verlange, die der Mühe nicht wert seien. Entgegen solcher Warnungen führen die nicht vorhandenen wirtschaftlichen Perspektiven dazu, dass die Migration zur einzig gangbaren Option wird.

Ymredin Piraj arbeitet, um sein Studium zu finanzieren. Würde ihm die Möglichkeit geboten, irgendwohin in den Westen zu emigrieren, ergriffe er sie sofort. “Ganz klar: Würde man mir eine auch noch so unsichere Chance anbieten, ich würde das Land verlassen. Ich würde aus mehreren Gründen aufbrechen: wegen der niedrigen Löhne, der enormen Arbeitslosigkeit, der Missachtung des Gesetzes, der fehlenden Sicherheit … es ist unter jedem Gesichtspunkt katastrophal. Es lohnt sich nicht, in Kosovo zu leben, vor allem nicht, wenn du jung bist”, bekennt er.  

Gleiches gilt für Flamur Haxholli, einen anderen jungen Mann, der beschlossen hat, sein Studium abzubrechen. Laut ihm finden auch jene kaum Arbeit, denen es gelingt, ihr Studium abzuschliessen. Aus ebendemselben Grund hat auch er schlussendlich ein Einwanderungsgesuch für Kanada gestellt: “Im Moment gibt es in Kosova keine langfristigen Möglichkeiten. In Kosova kannst du nur von heute auf morgen leben. Wenn du eine Familie gründen und ein harmonisches Leben führen willst, dann wird es unmöglich. Tatsächlich kannst du mit 200 € die Bedürfnisse einer Familie nicht decken. Sogar mit 500 € ist das kaum zu bewerkstelligen. Ich will mir mein persönliches Zuhause schaffen, und in Kosova ist diese Art von Projekt nicht zu verwirklichen”, erklärt er.

Myrvete Sejdiu, eine junge Frau, erklärt ebenfalls, ihr Studium aufgegeben zu haben, um zu arbeiten. Trotz der Schwierigkeiten stellt sich für sie die Frage, wegzugehen, nicht gleich deutlich. Gleichwohl sagt sie, sie verstehe die Jungen, die keine andere Lösung für ihre Zukunft sähen.

Fatron Morina, Student am privaten College Illyria in Prishtina, sagt, er würde ohne Umschweife sofort aufbrechen, würde ihm eine Möglichkeit dazu angeboten. “Wäre es möglich, würde ich weggehen, um für eine bessere Zukunft arbeiten zu gehen. In Europa gibt es mehr Arbeit als hier. In Kosovo gibt es selbst mit abgeschlossenem Studium keine Chance für eine Stelle. Viele haben ein Universitätsdiplom, aber keine Arbeit. Im Westen gibt es mehr Möglichkeiten, und zudem wirst du für die gleiche Arbeit viel besser bezahlt”, erklärt Fatron.

Für Labinot Dabiqi, Student der Rechtswissenschaften, hängt alles von den Chancen ab, nach Erhalt seines Diploms eine Arbeit finden zu können: “Wenn ich nach Erhalt meines Diploms nicht mehr verdiene, dann ja, dann werde ich weggehen müssen wie viele andere. Ein solcher Aufbruch wäre vor allem in der Arbeitslosigkeit und den fehlenden Mitteln für den Unterhalt einer Familie begründet. Es ist sehr schwierig, in Kosovo seine Projekte realisieren zu können. Hier ist das Leben für Junge wirklich nicht bequem. Kommt dazu, dass das kosovarische Bildungssystem im Vergleich zu den europäischen Ländern schwächer ist”, erklärt der junge Jusstudent.

Indessen gibt es auch Junge, die anders denken. Afërdita Hoti, Studentin an der Pädagogischen Fakultät, ist nicht einverstanden mit all diesen Jungen, die davon träumen, wegzugehen, auch wenn auch sie zugibt, die Gründe zu verstehen, die jene dazu drängen.                “Ich mache es so, dass ich gleichzeitig studiere und arbeite. Ich kann mir nicht vorstellen, in einem andern Land zu leben. Aber ich verstehe alle diese Jungen, die wegen schlechter wirtschaftlicher Bedingungen zu einer solchen Lösung gezwungen sind. Gezwungen, weil sie keine Möglichkeit zum Studieren, eine Arbeit zu finden und einem besseren Leben entgegen zu sehen haben”, bestätigt Afërdita.