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Sommerzeit: “Lohnt es sich”, nach Hause zu gehen?
Alle klagen darüber, wie mühsam und teuer die Reise nach Kosova sei. Und trotzdem haben auch diesen Sommer alle im Sinn, diese Reise auf sich zu nehmen. Albinfo.ch wollte mehr wissen über die Wege und Reisen, die die albanischen Landsleute wählen, wenn sie sich nach den Ferien in der Heimat aufmachen.
Die Sommersaison, die Zeit der Ferien, ist noch nicht richtig da, doch bereits beginnen sich die Taschen der Diaspora zu leeren. Nach Hause in die Ferien zu gehen, ist denn auch nicht einfach, was die Emigranten selbst am besten wissen. Und ist die Zeit der Ferien gekommen, müssen sie es mit der ganzen Familie 18 Stunden lang im Auto aushalten, es kann sogar bis zu 24 Stunden dauern. Der Weg ist lang und anstrengend, und die langen Wartezeiten an den Grenzen machen ihn noch ermüdender.
Für die Reise in ihre Heimat und wieder zurück können die Emigrantinnen und Emigranten wählen. Ausser mit dem Auto können sie mit dem Flugzeug oder auch mit dem Bus gehen.
Albinfo.ch wollte mehr wissen über all diese Reisewege, die die albanischen Landsleute wählen, wenn sie sich nach Hause in die Ferien aufmachen. Um mit dem Flugzeug in der Sommersaison ins Herkunftsland zu fliegen, muss ein Emigrant aus der Schweiz sich den Gürtel um einiges enger schnallen und mit mindestens ca 700 Franken pro Person rechnen. Ist er alleine, hat er Glück, ist er aber verheiratet und hat eines oder zwei Kinder, so muss er mit zwischen 2000 bis 3000 Franken nur für die Flugtickets rechnen.
Mit dem Flugzeug “lohnt es sich nicht”: Das kostet soviel wie eine Woche im Luxushotel
Bujar Zaimi, ein Mann von Gjilan, der in Horgen ZH lebt, bereitet sich für die Reise mit dem Auto vor. Er sagt, es lohne sich nicht, mit dem Flugzeug nach Kosova zu fliegen, weil die Billets sehr teuer seien. Bujar ist zu viert, und anstatt 3000 Franken für den Flug hinzublättern, will er lieber für 500 bis 600 Franken mit dem Auto gehen.
Er sagt sogar, dass er mit dem Geld für die Flugbillets nach Kosovo Luxusferien in der Türkei, Spanien oder Italien in den besten Hotels machen könne.
“Ja, das ist tatsächlich so. Wir haben verglichen, was uns ein Billet nach Kosova kostet und wie viel uns Ferien irgendwo am Meer in der Türkei, Spanien oder Italien kosten würden. Ich denke, wenn die kosovarischen Behörden nicht schnellstens etwas gegen die unkontrollierten Billetpreise unternehmen, wird das Geld der Emigrationsbevölkerung unweigerlich wo anders hin gehen. Ich kann sogar rundheraus sagen, dass das bereits begonnen hat. Wenn ein Flugticket für die Sommerferien 500-600 Franken kosten würde und ich mit der gleichen Summe gute Ferien mit Vollpension in einem Luxushotel verbringen kann, dann entscheide ich mich womöglich für das zweite. Und dann läuft es darauf hinaus, dass wir die “Ferien in Kosovo” mit den Angehörigen über Viber oder Skype machen” sagt Bujar.
Nebst den Klagen über die Billets und ihre hohen Preise äussert sich Bujar auch unzufrieden über die Versicherung, die er an der Grenze zu Kosova abschliessen muss.
Bezahlen für die Versicherung an der Grenze ist eine Geschichte für sich
“Die Ferien in Kosovo kosten uns viel. Ich kann sagen, dass fast das ganze Ersparte von einem halben Jahr für zweiwöchige Ferien in Kosovo herhalten muss! Fragt man, wohin das Geld geht, ist die Antwort einfach: Einen Personenwagen für zwei Wochen in Kosovo oder für zweimal zweiwöchige Ferien zu registrieren, kostet uns gleichviel wie es einen Einheimischen kostet, sein Auto für das ganze Jahr zu registrieren. Das heisst, dass du nur für die Registrierung des Autos für vier Wochen gleich viel ausgibst wie die Einheimischen in Kosovo für 52 Wochen. Mit andern Worten gehen uns 48 Wochen den Bach hinunter”, sagt Bujar Zaimi.
Auch Bajrush Salihu hat beschlossen, mit dem Auto in die Heimat zu reisen. Der Hauptgrund, weshalb er eine solch lange Reise auf sich nimmt, sind die hohen Flugbilletpreise.
“Mir passiert es nur ausserhalb der Saison, dass ich mit dem Flugzeug nach Kosova reise. Während der Saison kann ich es mir nicht leisten, 600-700 Franken für ein Ticket zu zahlen”, sagt Salihu, der zwei Wochen Ferien genommen hat, um sie bei seiner Familie in Prizren zu verbringen.
Im Gespräch über die Billetpreise für Kosova sagt die Fluggesellschaft Airprishtina, diese unterschieden sich nicht von den Preisen der andern Länder in der Region.
“Aiprishtina”: Unsere Billetpreise unterscheiden sich nicht von den andern in der Region
“Airprishtina ist eine Gesellschaft, die mit den sichersten und bekanntesten Fluggesellschaften zusammenarbeitet, und die Sicherheit der Passagiere während des Flugs ist unser Ziel. Die Ticketpreise hingegen sind die gleichen wie in andern Länder der Region”, heisst es in der Erklärung der Fluggesellschaft für albinfo.ch.
Eine weitere Möglichkeit für die Reise in die Heimat ist die Fahrt mit dem Bus. Der Preis ist niedrig und es finden sich immer Billets. Ein Retourbillet für Erwachsene kostet 250 Franken, für Kinder kostet es 100 Franken weniger.
Die Gesellschaft für Busreisen, ‘Mimoza 93’, sagt, dass jetzt in der Sommersaison das Interesse für Busreisen steige und entsprechend auch die Zahl der Fahrten pro Woche zunehme.
“Wir fahren jeden Dienstag, Freitag und Samstag nach Kosova. Wir erhöhten die Zahl unserer Busse, wegen des grösseren Andrangs und Interesses. Der Preis ist nicht hoch, und für gewöhnlich sind die Reisenden Erwachsene, während der Saison reisen jedoch auch Familien mit Kindern.”
Busreisen sind billiger, aber mühsamer
Ahmet Sejdiu aus Freiburg plant, im Sommer mit dem Bus nach Kosova zu gehen. Er sagt, er fahre häufig mit dem Bus und verbringe jeweils eine angenehme Fahrt.
“Üblicherweise bin ich immer alleine mit dem Bus gegangen, und auch dieses Mal werde ich es so machen, denn meine Frau und die Kinder gehen früher, während ich zwei Wochen länger arbeiten muss. Es geht gut mit dem Bus, der Weg ist zwar etwas lang, aber wenn du allein bist, ist es nicht schwierig”, sagt Sejdiu.
Viele Landsleute wählen auch noch andere Wege für nach Hause. Die einen, weil ihnen die nötigen Papiere fehlen, um durch Serbien zu reisen, und die andern, um weniger tief ins Portemonnaie greifen zu müssen.
Um über Serbien nach Kosovo zu reisen, braucht es die Identitätskarte von Kosovo. Und deshalb ist die Anzahl derjenigen, die eine kosovarische ID beantragen, laut Auskunft der kosovarischen Botschaft in der Schweiz gestiegen.
Wird nicht etwas unternommen, fliesst das Geld der Diaspora nicht mehr nach Kosova!
Wir haben verglichen, was uns ein Billet nach Kosova kostet und wie viel uns Ferien irgendwo am Meer in der Türkei, Spanien oder Italien kosten würden. Ich denke, wenn die kosovarischen Behörden nicht schnellstens etwas gegen die unkontrollierten Billetpreise unternehmen, wird das Geld der Emigrationsbevölkerung unweigerlich anderswohin fliessen. Ich kann sogar rundheraus sagen, dass das bereits begonnen hat.”
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