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Reaktionen aus der Diaspora: UEFA rechtfertigt die Gewalt in Belgrad

Der Entscheid der UEFA führte auch bei den Albanern in der Schweiz zu Missstimmung. Dazu auf albinfo.ch die Reaktionen einiger Persönlichkeiten aus Sport und Öffentlichkeit

“Ein ungerechter Schritt, ein skandalöser Schritt. Auch mich, der ich mich in der Schweiz jahrelang mit Fussball befasste, hat dieser Entscheid, den die UEFA getroffen hat, als Fussballspieler und als Milaim Rama enttäuscht. Die ganze Gewalt, die wir am Fernsehen sahen, blieb unberücksichtigt”, sagt der ehemalige Spieler der Schweizer Nationalmannschaft, Milaim Rama, in seiner Reaktion auf den Entscheid der UEFA  zu albinfo.ch. “Die UEFA ging in die Knie und traf einen Entscheid, der dem Sport nicht ansteht. Das bringt den Sport nicht voran. Das ganze Marketing, das die UEFA gegen Rassismus betrieben hatte, hat sie damit selbst mit Füssen getreten”, schliesst er.

Auch Albana Krasniqi, Leiterin der Albanischen Volksuniversität in Genf, Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Migration, spricht in  ihrem persönlichen Namen von einem empörenden Entscheid seitens der UEFA. “Ein Entscheid, der uns empört, und dies vor allem deshalb, weil durch ihn die Gewalt gegenüber Albanern und rassistische und unmenschliche Aufrufe, wie sie im Stadion zu hören  waren, legitimiert werden. Ein Entscheid, der zu verurteilen ist, der von der UEFA kommt, von dieser hohen Instanz des Weltfussballs. Ein politischer Entscheid, der über die Grenzen des Sports hinausgeht. Ich glaube, dass die Albaner die Geistesgegenwärtigkeit besitzen, die Situation in ruhiger und demokratischer Weise und ohne Exzesse hinter sich zu bringen” sagt Albana Krasniqi-Malaj zum Schluss.

Auf die Bitte von albinfo.ch, den Entscheid der UEFA zu kommentieren, antwortete Marco von Ah, Sprecher des Schweizerischen Fussballverbands, kurz: “Es gibt keinen Kommentar vom Schweizerischen Fussballverband.” “Ich bin überrascht, diesen skandalösen Entscheid hatte ich nicht erwartet von Seiten der UEFA, ein Entscheid, der vielleicht auch politisch sein kann … doch auch rassistisch”, äussert sich Jahir Hyseni, Fussballfachmann für Kinder und Jugendliche und Mitarbeiter der Eidgenössischen Sportschule in Magglingen. “In den letzten fünf bis sechs Jahren präsentierte sich Serbien auf der europäischen Bühne mit Vandalenfussball ohne jegliche Regeln von Fairplay. Angefangen beim Spiel in Italien, wo Italien am Tisch gewann, genau deswegen, weil die serbischen Fans die albanische Nationalfahne angezündet hatten. Danach kam es zu rassistischen Vorfällen im Spiel gegen England, auch dort wurde der serbische Verband mit einem Spielverbot auf dem eigenen Feld bestraft. Im Verlauf der Spiele der serbischen Nationalmannschaft gab es auch Tote”, sagt Hyseni. “Dieser Entscheid der UEFA ist absolut ungerecht, er hat nichts mit Gerechtigkeit im Sport zu tun!!! Die Disziplinarkommission der UEFA hat die Fakten nicht gesehen, wie kann während des Singens der Nationalhymne zur Vernichtung der Albaner aufgerufen werden?! Ist das nicht rassistisch, sah diese Kommission nicht, wie die Stühle und die Fusstritte der serbischen Sicherheitsbeamten in den Körpern der albanischen Spieler landeten? Wieso werden nur die Albaner vor dem Spiel durch die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes kontrolliert und provoziert?” fragt Jahir Hyseni abschliessend.

 
“Ein Skandal. Für mich ist das ein Sportskandal, aber auch ein ziviler”, sagt Enver Osmani, Trainer des FC Kosova von Zürich und politisch engagiert in der Schweiz. “Hier zeigt die UEFA, dass sie ihr eigenes internes Reglement nicht respektiert. Das Leben jeden Albaners im Stadium war in Gefahr, schon vor dem Auftauchen der Drohne. Es gab Beleidigungen und Beschimpfungen, während der Delegierte schwieg. Weshalb unterbrach die UEFA das Spiel nicht schon früher? Ich denke, dass der Albanische Fussballverband jede rechtliche Möglichkeit nutzen muss, wenn nötig bis vor die Staatsanwaltschaft”, schliesst Enver Osmani.