Integration
Minister Murati: Wir machen mehr als Folklorekonzerte veranstaltenon
Im Gespräch mit albinfo.ch spricht Diasporaminister Valon Murati über die Neuorganisation der kosovarischen Kulturzentren, die "Rückkehr der klugen Köpfe", die Registrierung der Diaspora etc.
An der zentralen Feier zu Kosovos Unabhängigkeitstag vom vergangenen Sonntag in Bülach war auch der Minister für Diasporaangelegenheiten in der kosovarischen Regierung, Valon Murati, zugegen. In der Ansprache an seine Landsleute bestellte er diesen, sich die Werte des Landes, in welchem sie leben, zu integrieren, und die politischen und regionalen Spaltungen vom Herkunftsland nicht auch noch hierher zu bringen.
albinfo.ch sprach mit Minister Murati über die Neuorganisation der kosovarischen Kulturzentren im Ausland, über die “Rückkehr der klugen Köpfe”, das Voranbringen der Registrierung der Diaspora etc.
albinfo.ch: Der Prozess zur Registrierung der Diaspora begann letztes Jahr und dauerte sozusagen das ganze Jahr über an. Kann nun, da die angekündigten Fristen zur Registrierung abgelaufen sind, von einem abgeschlossenen Prozess gesprochen werden?
Valon Murati: Nein, er ist keineswegs zu Ende. Der Prozess braucht einen neuen Impuls, wir bemühen uns um einen solchen. Wir haben eine entsprechende Arbeitsgruppe gegründet. Ich glaube, dass wir für dieses Ziel auch die Unterstützung aller Kräfte in der Diaspora, der Zivilgesellschaft, der Medien etc. haben. Wir werden versuchen, in dieser Richtung voranzukommen. Ich denke, dass dieser Prozess deshalb litt, weil letztes Jahr ein Wahljahr und das Jahr der mehrmonatigen Blockade beim Aufbau unserer staatlichen Behörden war.
albinfo.ch: Die kosovarischen Kulturzentren in der Diaspora wurden erst vor kurzer Zeit gegründet und haben, noch bevor sie sich richtig gefestigt haben, Budgetkürzungen zu beklagen. Was soll mit ihnen geschehen?
V.Murati: Wir sind daran, die Kulturzentren neu zu gestalten. Wir planen, in die Kulturprojekte mit der Diaspora auch die Kulturministerien Kosovos und Albaniens mit einzubeziehen. Unser Budget ist sehr klein für den Unterhalt der Kulturzentren, weshalb ein solches Vorgehen beziehungsweise die Unterstützung kultureller Aktivitäten der Diaspora gemeinsam mit den erwähnten Institutionen sich aufdrängt.
Grundsätzlich einigten wir uns diesbezüglich bei einem Treffen, das ich vor wenigen Tagen mit der albanischen Kulturministerin Mirela Kumbaro hatte. Auch mit dem kosovarischen Kulturminister, Kujtim Shala, kamen wir überein, die kulturellen Aktivitäten der Diaspora anders und mit gemeinsamer Unterstützung zu behandeln. Wir denken dabei an die Veranstaltung albanischer Kulturwochen in den wichtigsten Staaten, in denen Albaner leben, an das Bekanntmachen des künstlerischen, sportlichen, wissenschaftlichen Könnens unserer Diaspora. Teil der Aktivität wird auch die Präsentation hervorragender kultureller und anderer Werte aus Kosova, Albanien, Makedonien, dem Preshevatal etc. in den Ländern mit albanischer Diaspora sein.
albinfo.ch: Soll die Unterstützung auch über die Organisation von Folkloreaktivitäten wie der heutigen in Bülach hinausgehen?
Murati: Die heutige Veranstaltung war ein guter Beweis dafür, dass wir bei gemeinsamer Organisation qualitativ anspruchsvollere Aktivitäten entwickeln können. Die Veranstaltung folkloristischer Anlässe, wie der heutige zu Ehren des 17. Februar, ist normal für eine Diaspora, weil sie dazu beiträgt, die Identität der Albanerinnen und Albaner im Ausland zu erhalten. Doch solche Aktivitäten betrachten wir als eine Ergänzung zu jenen, die wir mit dem neuen Ansatz zu organisieren gedenken und die über Folklorekonzerte hinausgehen. Da wird auch die Förderung anderer kultureller, wissenschaftlicher und weiterer Werte ihren Platz haben.
albinfo.ch: Ist Ihr Ministerium zuständig für Bemühungen für die “Rückkehr der klugen Köpfe” beziehungsweise die Nutzung der Leistungen der Albaner im Ausland für die Entwicklung Kosovas?
Murati: Das Ministerium für Diasporaangelegenheiten ist von der Art des Bereichs her, den es abdeckt, bei sozusagen allen eigenen Unternehmungen gezwungen, sich auf die Zusammenarbeit mit bestimmten anderen Ministerien abzustützen. So braucht es für die “Rückkehr der klugen Köpfe” eine enge Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium. Doch in die gleiche Richtung geht auch die Schaffung von Netzwerken unter Studenten und jungen Leuten, die unser Ministerium vor kurzem initiierte. Damit können wir das Potential in der Diaspora besser finden. Wir möchten, dass die Zusammenarbeit zwischen Kosova und der Diaspora nicht nur als eine Zusammenarbeit von Rimessen und finanziellen Beiträgen gesehen wird, sondern auch als ein Transfer von Wissen und kultureller und politischer Zusammenarbeit. Denn die Diaspora hat Kosova und den andern Gebieten mit albanischer Bevölkerung viel mehr als das zu geben.
Ich meine, dass die Diaspora über eine bessere Organisation nachdenken sollte – und dafür wird sie auch die Unterstützung des Ministeriums erhalten – um in die politischen Entwicklungen in den Ländern, wo sie lebt, mit einbezogen zu werden. Die Integration ins politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben des Landes, wo sie lebt, wird unsere Diaspora stärken und es ermöglichen, funktionale Verbindungen mit dem Herkunftsland zu schaffen.
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