Entwicklung

Mimoza Kusari Lila sucht Hilfe bei den ausgewanderten Gjakovaren

Die neue Gemeindepräsidentin von Gjakova, Mimoza Kusari Lila, traf sich am Dienstag in Luzern mit in der Schweiz lebenden Landsleuten aus ihrer Gemeinde

Gjakova hat eine reiche industrielle Vergangenheit. Doch die Veränderungen zumindest der letzten zwei Jahrzehnte und insbesondere der Krieg versetzten dieser Tradition einen schweren Schlag. Bis heute, fünfzehn Jahre nach Ende des Krieges, konnte sich die im Westen Kosovas gelegene Gemeinde noch immer nicht erholen. Dies ist teilweise auf den allgemein schlechten Zustand der kosovarischen Wirtschaft zurückzuführen, doch auch auf ungeeignete politische Strategien auf zentraler und kommunaler Ebene.

In diesem Zustand fand die neue Gemeindepräsidentin Mimoza Kusari Lila Gjakova vor, und sie versprach, dies zu ändern. Im Rahmen ihrer diesbezüglichen Bemühungen weilt sie in der Schweiz, wo sie sich diese Woche in Luzern mit Landsleuten aus ihrer Gemeinde traf. Sie wurde dabei von Valdrin Lluka, dem Direktor der Kosovarischen Agentur für Investitionsförderung, und von den Gastgebern, dem Botschafter Kosovos in der Schweiz Naim Malaj und dem Botschaftsberater Mustafa Xhemajli, begleitet.

“Der Grund, weshalb ich bei den Lokalwahlen 2009 in die Politik eintrat, war mein Interesse für das Regieren auf Gemeindeebene”, begann die Präsidentin von Gjakova das Gespräch mit ihrem Landsmann Bekim Raja im Hotel Lux in Emmenbrücke. “Die Qualität der Gemeindepolitik hängt in erster Linie von der Verwaltung ab. Grosse Politik hat hier kaum Platz. Wir brauchen ein Modell für nachhaltige Entwicklung, denn wie wir in verschiedenen Ländern sehen, kommt es nur wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage zu Unzufriedenheit und Unruhen”, betonte Kusari Lila.

“Holen wir die andern Gemeinden ein und überholen sie”

Sie schildert die Herausforderungen, die auf sie als neu ins Amt gewählte Gemeindepräsidentin warten. “Wir haben zwei Hauptaufgaben: das Niveau der andern Gemeinden zu erreichen und zweitens, diese zu überholen”, gab die einzige Frau, die in Kosova ins Amt einer Gemeindepräsidentin gewählt wurde, ihren ehrgeizigen Ansprüchen Ausdruck.

Laut ihr überholten die anderen Gemeinden Gjakova entwicklungsmässig trotz der Tatsache, dass ihre Gemeinde einst deutlich weiter entwickelt war und das Potential dazu hat, es wieder zu werden. “Deshalb ist es unser Ziel, in Fragen der Entwicklung führend zu werden. Eine wichtige Rolle unter denjenigen, die uns dabei helfen müssen, spielen auch Sie, die Angehörigen der Diaspora”, sagte sie, wobei sie die Betonung nicht nur auf das Kapital legte, sondern auch auf die Kenntnisse und die Arbeitserfahrung der Menschen aus der Diaspora.

“Wir bewarben uns bei der Europäischen Kommission um die Eröffnung eines Büros zur Förderung der ökonomischen Entwicklung Gjakovas. Wir werden Leute anstellen, die konkret nur diesen Bereich verfolgen, so dass sie auch Verantwortung tragen werden für ihre Arbeit”, sagte sie.

Als Neuheit, die erstmals in Kosovo in der Gemeinde Gjakova erfolgen wird, erwähnte Kusari Lila die Geberkonferenz, die nächstens in ihrer Stadt stattfinden wird.

Geberkonferenz nur für Gjakova

“Dies wird die erste Konferenz sein, die nur einer Gemeinde gewidmet ist. Wir werden an der Konferenz vom 22. und 23. März konkrete Projekte wie jenes des Speichersees von Ponoshec und jenes des Flughafens bzw. seiner Rückumwandlung zu einem Handelsflughafen etc. vorstellen. Wir stehen auch im Kontakt mit der Weltbank.”

Laut der Gemeindepräsidentin bewarb sich Gjakova bis jetzt kaum um Entwicklungsprojekte der Regierung und ausländischer Entwicklungsagenturen. “Wir tun viel, um keine solche Möglichkeit ungenutzt zu lassen”, sagte Kusari Lila. In diesem Zusammenhang erwähnte sie die grosse Investition, die die schweizerische DEZA für eine Wasserleitung und die Abwasserreinigung tätigt. Die Investition von 40 Mio Euro wird gemeinsam von der schweizerischen und der deutschen Regierung aufgebracht, wobei auch Gemeinden teilnehmen.

Im Gespräch über die Arbeit in ihrer neuen Funktion sagte sie, sie wolle den Eindruck verändern, wonach alle, die eine Machtposition erhalten, einzig ihre Bereicherung und ihre persönlichen Interessen im Sinne hätten. “Wir werden ein Beispiel dafür geben, dass wir für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung arbeiten wollen. Doch um dies zu verwirklichen, bitten wir sie auch um ihre Hilfe, ihren Willen und ihre Ideen. Wir dürfen nicht nur klagen, wir müssen auch ein Lösung suchen.”

Die gjakovarische Gemeindepräsidentin kaum auch auf die Frage der Investitionssicherheit in ihrer Gemeinde und allgemein zu sprechen. In diesem Zusammenhang versprach sie, dass die Rechtsstaatlichkeit und die Unterbindung der Praxis, bestimmten Personen ihrer angeblichen “Verdienste” wegen Privilegien zu gewähren, Priorität haben werden. “Alle werden vor dem Gesetz gleich sein.”

Im Rahmen ihres Aufenthaltes in der Schweiz traf sich Kusari Lila auch mit der Wirtschaftskammer Schweiz-Kosova in Genf, mit deren Vertretern sie Möglichkeiten zur beidseitigen Zusammenarbeit prüfen will. Anschliessend besucht sie Italien. Ausser mit den Vertretern von vier italienischen Unternehmen (deren eines unterdessen in Gjakova investierte) wird sie sich auch mit dem Bürgermeister von Turin treffen.

Mimoza Kusari Lila sprach auch über den neuen Status der Gemeinde Gjakova als freie Handelszone, der verschiedene Erleichterungen zur Wirtschaftsentwicklung in Gemeinde und Region ermöglicht.

Die aus verschiedenen Regionen der Schweiz angereisten Landsleute führten eine interessante Diskussion mit der Gemeindepräsidentin, wobei sie deren neuer Ansatz als Gemeindepräsidentin unterstützten und sich für Investitionsbedingungen interessierten. Anton Nikolla, ein Geschäftsmann aus Basel, interessierte sich dafür, Investoren aus der Schweiz nach Gjakova zu bringen, während Fatmir Hyseni, auch er Geschäftsmann, aus Zürich, die Praxis bei Investitionen in die kosovarische Landwirtschaft kritisierte. Laut ihm müssen diese vorrangig behandelt werden. Der Geschäftsmann Besnik Sadrija fragte nach der Investitionssicherheit in Gjakova und nach der Steuerpolitik. (B.SH.)