Frankreich 2016
Schweiz oder Albanien – das unlösbare Dilemma der «Shwippis» während der EM
Schweiz gegen Albanien – das ist wie Schweiz 1 gegen Schweiz 2. Oder Albanien A gegen Albanien B. Da gehen die Emotionen bei uns «Shwippis» gleich doppelt hoch. Aus der Vorbereitung einer Betroffenen auf einen Lebensabschnitt im Dilemma.
Das Spiel, das manche von uns Schweiz-Albanern, hier der Einfachheit halber «Shwippis» genannt, in die Tiefen eines interkulturellen Zwiespalts fallen lässt, steht kurz bevor. Auch in der restlichen Bevölkerung steigt die Spannung. Medien reissen sich um kreative Beschreibungsformen dieses Zusammenpralls wie etwa; Schweiz A spielt gegen Schweiz B oder Albanien 1 gegen Albanien 2.
Kurz: In beiden Teams steckt von beiden Ländern etwas drin. Und während die Glückspilze mit EM-Tickets schon längst in Richtung Frankreich unterwegs sind, stelle ich mir immer noch täglich die Frage: Welches Trikot soll ich am 11. Juni denn bloss anziehen? Das rot-weisse oder rot-schwarze? In meinem Schrank hängen natürlich beide.
Manche «Shwippis» beantworten die Frage nach ihrer Herzensmannschaft ohne zu zögern: «Albanien, ist doch klar!» Warum sie diesen Entscheid so einfach fällen können, ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Sind es denn nicht wir, die sich schrecklich freuen, wenn Sascha Ruefer die Namen Shaqiri, Xhaka, Dzemaili, Behrami, Mehmedi oder Tarashaj während eines Matches nennt? Wir, die so Riesenfreude an den vielen albanischen Namen der Schweizer Nati haben?
Ganz zu schweigen, wenn einer unserer Helden ein Tor schiesst und wir am nächsten Tag bei der Arbeit mit einem Hauch Stolz in der Stimme verkünden können: «Es war ein ‹Shippi›. Und man sagt imfall ‹Schatschiri›.» Unser Schatschiri.
Integrationsfeeling und Heimatliebe durch Fussball
Für die Nicht-Secondos unter den Schweizer Fussball-Fans ist die Identifikation mit den Spielern und der Nati leicht. Bei den albanischsprachigen Secondos sieht das anders aus. Mit welcher Mannschaft können wir uns besser identifizieren? Mit der multikulturellen Schweizer Nati, die unser Umfeld, das Land in dem wir aufgewachsen sind, repräsentiert? Oder mit der albanischen Nati, die zwar unsere Wurzeln verkörpert, aber auch das Land, in dem wir ein paar Mal in den Ferien gewesen sind und dessen Fussballkader gespickt ist mit ein paar «Schweizer Söldnern»?
Die Albaner der Schweizer Mannschaft können uns etwas bieten, was die Schweizer der albanischen Mannschaft nicht können. Die Natispieler mit albanischem Hintergrund geben uns ein Gefühl von Zugehörigkeit. Sie schaffen eine Verbundenheit mit der Schweiz, die nicht immer für alle von uns eine Selbstverständlichkeit ist. Integrationsfeeling und Heimatliebe durch Fussball. Wie sollen unsere Herzen nicht für diese Schweizer Nationalmannschaft schlagen?
Der Adler ist schuld
Trotzdem zieht uns die Seite des Landes unserer Vor(vor-)väter magisch an. Vermutlich sind es nicht die Spieler, deren Namen oder Fussballkünste, sondern schlichtweg der Adler. Die Mannschaft Albaniens präsentiert auf ihren Trikots den zweiköpfigen Adler, den wir so gerne pantomimisch darstellen.
Sie singen die Nationalhymne, die ich auswendig kann, ohne dass sie mir je irgendjemand beigebracht hätte, und die aus irgendeinem unerklärlichen Grund vom ersten Ton an mein Herz stärker schlagen lässt. Das alles in der Sprache, in der jeder einzelne Satz in meinen Ohren wie ein Gedicht klingt. Eine nicht beschreibbare Liebe, gegen die man sich nur schwer zu wehren vermag.
Herz oder Verstand?
Von zwei Herzen in einer Brust reden einige von uns, wobei ich mich manchmal frage, ob es sich nicht vielmehr um einen Kampf zwischen Herz und Verstand handelt. Denn seien wir mal ehrlich: Das Herz hat sich der Adler gekrallt und tief in den Bergen von Kosovo, Mazedonien und Albanien versteckt. Der Verstand jedoch ruft uns zur Vernunft auf, erinnert uns daran, dass unser Zuhause sich irgendwo zwischen Piz Chavalatsch und dem Genfersee befindet und mahnt uns, unserer Heimat Respekt und Achtung zu zollen. Sich gegen diese zu stellen, wäre Hochverrat.
Wer sich aber tatsächlich aufgrund zu vieler Herzen in der Brust nicht entscheiden kann, könnte sich pragmatisch mit der Sache auseinandersetzen. Zum Beispiel indem man sich überlegt, welches Trikot, welches Rot oder welcher Schnitt einem besser steht.
Und wer sich überhaupt nicht entscheiden mag, bleibt ganz in Schweizer Manier: neutral.
E-Diaspora
-
Alvin Karaqi, ein grosser Karate-Champion und ambitionierter Arzt in der Schweiz Alvin Karaqi, Träger zahlreicher internationaler Titel im Karate, spezialisiert sich derzeit auf Orthopädische und Traumatologische Chirurgie...
-
Gemeinsam für eine Welt ohne Gewalt gegen Frauen
-
AlbGala-Abend von Albinfo.ch: Ein unvergessliches Erlebnis
-
Mednest24“: Der Spitex-Dienst, der in der Schweiz auch auf Albanisch spricht
-
Albanischer Ärzteverband Schweiz startet Mentorenprogramm für Nachwuchsärzte
Leben in der Schweiz
-
VIDEO
Die Erläuterungen des Bundesrates zum Abstimmungsvorlage vom 9. Februar 2025 Am 9. Februar 2025 stimmen die Schweizer Stimmberechtigten über die Volksinitiative «Für eine verantwortungsvolle Wirtschaft innerhalb...
-
Alvin Karaqi, ein grosser Karate-Champion und ambitionierter Arzt in der Schweiz
-
Der Chef der Armee auf Truppenbesuch in Kosovo sowie Bosnien und Herzegowina
-
Schweiz kandidiert für den Vorsitz der OSZE im Jahr 2026
-
Verbot von Nazisymbolen