Integration
Kundgebung in Bern: Forderung nach einem neuen Gerichtsverfahren, mit internationalen Beobachtern, im “Monstra”-Fall
An der Demonstration mit Transparenten in albanischer, deutscher, französischer und englischer Sprache wurde ein neues Gerichtsverfahren im sogenannten "Monstra"-Fall gefordert, und dass der Prozess auch von internationalen Vertretern beobachtet werden solle
Heute Nachmittag versammelte sich eine ansehliche Zahl albanischsprachiger Protestierender auf dem Helvetiaplatz in Bern. Wie angekündigt fand ein Protest gegen die Verurteilung von Albanern durch ein Gericht in Skopje-Shkup im sogenannten “Monstra”-Fall statt.
Die mit Fahnen und Transparenten in albanischer, deutscher, französischer und englischer Sprache angereisten Albaner – die in der Schweiz leben und ursprünglich aus allen ethnisch albanischen Gebieten stammen – brachten eine klare Botschaft zum Ausdruck: die Forderung nach einem neuen Gerichtsverfahren im “Monstra”-Fall, und zwar unter internationaler Beobachtung.
Ausser zum “Monstra”-Fall wurden auch einige andere Forderungen zu den Rechten der albanischen Bevölkerung Makedoniens im sozialen, wirtschaftlichen, politischen und Bildungsbereich gestellt.
Florim Kadriu, ursprünglich aus Kërçova, ist einer der Organisatoren des Protests.
“Heute sind wir hier, um unseren Zorn und unsere Unzufriedenheit mit dem Ausgang des “Monstra”-Falles auszudrücken. In Erwartung einer Verurteilung hatten wir beschlossen, zur Unterstützung unserer Schwestern und Brüder in Shkup-Skopje an die Öffentlichkeit zu gehen”, sagte Florim Kadriu zur Begründung, weshalb ein solcher Protest organisiert worden sei.
Auf die Frage, wer hinter der Organisation stehe, antwortete er kurz: “Ich und alle jene Albaner, die heute gekommen sind, um ihrer Unzufriedenheit Ausdruck zu geben.”
“Diese Botschaft geht an jene, die in Makedonien die Politik machen, an die internationale und vor allem an die schweizerische Öffentlichkeit. Damit sie erfahren, was wirklich mit den Albanern in der Republik Makedonien geschieht,” sagte Kadriu zum Schluss.
Die Parolen der Protestierenden waren ganz verschieden, in einigen Fällen unterschieden sie sich sogar von der Haltung der Organisatoren. Sie riefen: “Ali Verräter”, “Ethnisches Albanien”, “Nationale Vereinigung” etc.
Ein weiterer Demonstrant, I.A. aus Skopje, wandte sich an die Menge, die sich anlässlich des “Monstra”-Falles versammelt hatte.
“Der Fall ‘Monstra’ und das Urteil, das ohne genügend Fakten gefällt wurde, sind ein weiterer Beweis, dass die makedonische Staatsmacht mit der alten Leier weitermacht. Das alte Lied, als Albaner nur deswegen verurteilt wurden, weil sie auf ihren Häusern eine Nationalfahne hatten, oder ein Buch mit nationalem Inhalt besassen. Als Makedonien Studenten verurteilte und misshandelte, einzig weil sie in ihrer Mappe einen Index der Universität von Tetova mit sich trugen. Jetzt ist die Zeit gekommen, wo wir ihnen sagen, dass es genug ist mit diesen Inszenierungen”, sagte er.
In einer an Ministerpräsident Gruevski und den Präsidenten der BDI, Ali Ahmeti, gerichteten Botschaft sagte er, dass die Diaspora immer ein sehr starkes Kettenglied des albanischen Volkes gewesen sei und dies auch bleiben werde. “Wir werden das Volk immer auf die dem jeweiligen Moment entsprechende Art unterstützen. Achtet euch deshalb, wie ihr unsere Familien behandelt, die wir eurer Fürsorge überlassen haben”, sagte I.A.
Jeton Veseli, ein Bürger von Gostivar, betonte: “Der Fall ‘Monstra’ ist nur einer von vielen Fällen, der die Ungerechtigkeit der Justiz zeigt.”
“Ich protestiere nicht nur aus diesem Grund. Als sehr wichtig erachte ich auch ein Minimum an Investitionen in die Professionalisierung der albanischsprachigen Jugend dort, also in Makedonien. Solange in diesem Bereich nichts geschieht, sind viele Junge, darunter auch ich, gezwungen, nach Europa zu gehen und ihre intellektuellen Kapazitäten dort zu entfalten. Das ist denn auch die grösste Sünde, die unserem Volk dort geschieht. Ganz zu schweigen vom Recht, die albanische Sprache zu verwenden, die Nationalfahne, etc.” äusserte sich Jeton Veseli.
Viele der Anwesenden drückten ihren Unmut aus, als es um die Unterstützung Albaniens und Kosovas für die in Makedonien lebenden Albaner ging. Interessant ist auch die Tatsache, dass die Botschaft der Republik Makedonien sich weigerte, die legitimen Forderungen der Organisatoren schriftlich entgegen zu nehmen.
Wie vorgesehen, löste sich die Kundgebung um 13 Uhr 30 friedlich auf und damit endete das für diesen Tag vorgesehene Programm. Von den Organisatoren wurde nicht bekanntgegeben, ob für die folgenden Tage weitere Proteste geplant seien.
Irfan Agushi
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