Integration
Kosovarisch-schweizerischer Heiratsboom
Sollen wir unsere Bräute und Bräutigame lieber aus der Heimat holen oder sollen unsere Jungen "innerhalb der Art" heiraten? Albinfo.ch suchte Antworten.
Elegant gekleidet und in bester Stimmung unterschrieben Nehat Shehu und Valentina Cena in Zürich am 7. März den Eheschein und setzten dem Ledigsein per Dokument ein Ende. Nehat hat sich eine Braut aus Kosovo genommen, jedoch ohne die Hilfe eines traditionellen Vermittlers. Seit er mit Valentina in Verbindung stand, ging er oft nach Kosovo, um seine Braut besser kennenzulernen, wohingegen jetzt seine Besuche in dem Land, aus dem er emigriert ist, immer seltener werden, wie er sagt. Valentina, das Mädchen, das in der Schweiz Braut wird, sagt, das Ringetauschen sei für sie ein besonderer Moment gewesen, vor allem hier in Zürich, weit weg von der Familie. Valentina ist von Beruf Pharma-Assistentin und sagt, die Behauptungen, dass die Jungen in Kosovo sich nur wegen der “Papiere” in der Schweiz verheiraten möchten, seien viel mehr Gerüchte als dass sie der Wahrheit entsprächen.
Das frischgetraute Paar plant ein traditionelles Hochzeitsfest in Kosovo, das, wenn es nach ihnen geht, viel kosten darf, wegen der grossen Familie. Nehat hat seine Braut aus Kosovo gewählt, aber er sagt, die Jungen könnten ihre Liebste, ihren Liebsten auch hier in der Schweiz wählen. “Ein grosses Plus ist es, dass ich auf diese Weise die Bindung mit dem Land, aus dem ich komme, die Sprache, die Traditionen etc. stärke”, sagt Nehat. “Hier assimilierst du dich mit der Zeit und vergisst, wo du deine Wurzeln hast”, betont der Bräutigam. “
Ich warte auf eine “Braut mit Visum”, um der Armut zu entkommen!
“Ich warte auf eine Braut mit Visum, um irgendwo im Westen zu leben, denn in Kosova gibt es nichts”, sind die Worte des 27-jährigen Faik Asllani, der auf Besuch zu seiner Schwester in Österreich gekommen ist. Er sagt, es sei sehr schwierig, in Kosova eine Familie zu planen und zu gründen, angesichts der dortigen Arbeitslosigkeit und den Schwierigkeiten, für ein normales Leben zu schauen.
Aber nicht alle Albaner, die im Westen leben, möchten sich mit einer jungen Person aus Kosova verheiraten.
Lohnt es sich, zu warten, bis der Bräutigam aus Kosovo die Sprache gelernt hat?
Hysnije Ajeti (54) aus Zürich erzählt, weshalb es besser ist, dass ihre Tochter mit einem Albaner heiratet, der in der Schweiz lebt. Sie dachte schon früher über dieses Thema nach, und sie denkt, dass es für ihre Tochter viel leichter ist, wenn sie mit jemandem aus der Schweiz heiratet. “Grund Nummer eins ist die Sprache. Für meine Tochter ist es viel einfacher, wenn ihr Mann hier in der Schweiz Deutsch kann, ebenso wenn er einen Beruf hat und die schweizerische Kultur kennt. Es wäre eine schwere Last für meine Tochter, wenn ihr Mann für Sprache und Beruf von vorne beginnen müsste”, sagt Hysnije Ajeti. Dieser Meinung ist auch Vjollca Salihi (19).
“Wir haben genügend Beispiele, wo zum Beispiel das Mädchen in der Schweiz aufgewachsen ist, der Junge jedoch in Kosova, oder umgekehrt, und das Leben ist für keinen der beiden leicht. Das Mädchen muss alles erledigen, vor allem bis der Mann zuerst einmal die Sprache gelernt hat, und dann bis er Arbeit findet”, sagt Vjollca, die in einer Zahnarztpraxis in Zürich Dentalhygienikerin lernt.
Aber es denken nicht alle so. Bedrie Daka aus Wädenswil (Zürich), Mutter von zwei Jungen (23 und 17), denkt anders. Sie wünscht sich, dass die Bräute ihrer beiden Söhne aus Kosova kommen. Sie sagt, es gebe einen Unterschied, eine Braut aus Kosova sei nicht das gleiche wie eine Braut aus der Schweiz. Ihrer Meinung nach haben die Jungen in Kosova mehr Respekt und wissen mehr. “Die Jungen in Kosova wissen mehr und sind reifer, und sie haben mehr Respekt.”
2013 verliessen 2291 Kosovarinnen und Kosovaren Kosovo, um sich in der Schweiz zu verheiraten Albinfo.ch fragte beim Bundesmat für Migration nach Daten betreffend Kosovaren, die durch Familiennachzug beziehungsweise durch eine Heirat in die Schweiz kamen. In ihrer Antwort schreibt die Sprecherin des BfM, Gaby Szolloszy, dass 2013 insgesamt 2646 Personen aus Kosova in die Schweiz gekommen seien, 1314 Männer und 1332 Frauen. Von diesen kamen 2291 zum Ehemann oder zur Ehefrau resp. sind wegen der Heirat emigriert. Nur 154 von ihnen kamen wegen einer Arbeit.
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