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Kosova, “schwarz weiss”

Seit der Unabhängigkeitserklärung vor sechs Jahren hat Kosova enorme Schritte nach vorne gemacht. Doch stagniert das Land im Kampf gegen die Korruption. Für viele Kosovaren ist die Stagnation schwerwiegender als der Fortschritt.

Die Republik Kosova feiert heute den sechsten Jahrestag der Unabhängigkeit. Die Bürger des Landes feiern diesen Tag mit gemischten Gefühlen: Freude und Enttäuschung. In den letzten sechs Jahren hat Kosova in vielen Bereichen enorme Fortschritte gemacht. Doch in vielen anderen herrscht Stagnation. Für viele Menschen ist die Stagnation schwerwiegender als der Fortschritt.

In den vergangenen sechs Jahren wurden demokratische staatliche Institutionen aufgebaut, doch konnte die staatliche Autorität nicht im ganzen Gebiet ausgeweitet werden. Vier Gemeinden im Norden wollen sich nicht dem Willen der Regierung in Prishtina fügen; Arbeitslosigkeit, Armut, Korruption und organisiertes Verbrechen bleiben die grössten Schwachstellen des jüngsten europäischen Staates.

Rund 31% der Kosovaren sind arbeitslos, 30% leben in Armut, 10.2% leben in extremer Armut. Über 70 000 Kosovaren haben in den letzten sechs Jahren in den Ländern der EU Asyl beantragt. Das BIP pro Kopf von jährlich 2 700 Euro ist das niedrigste in Europa.

Doch am schlimmsten für das internationale Image des Landes ist das organisierte Verbrechen und die Korruption. Derzeit stehen mehrere Bürgermeister, Abgeordnete, Ex-Militärs und Botschafter von Gericht wegen Korruptionsaffären.

Während sechs Jahren Unabhängigkeit hat der Staat Kosova aber auch Erfolge gefeiert. So haben 106 Staaten Kosova als unabhängigen Staat anerkannt; das Land ist IWF-, und Weltbank-Mitglied geworden, hat die Gespräche über ein Assoziierungsabkommen mit der EU begonnen. Auch wird die kosovarische Fussballnationalmannschaft ihr erstes internationales Spiel absolvieren, nachdem die FIFA hierzu grünes Licht gab.

Der wichtigste politische Prozess für das Land sind die Verhandlungen mit Serbien. Im Kern dieser Gespräche geht es um den Friedensschluss zwischen den beiden Ländern. Das Abkommen vom 19. April zwischen Kosova und Serbien gilt als historisch.

Staatspräsidentin Jahjaga sagte, Kosova habe den Grundstein für ein demokratisches Land, mit europäischer Idee gelegt.

“Wir sind nun eine besser konsolidierte Demokratie. Wir arbeiten ständig daran, die Wirtschaft unseres Landes auf die Beine zu bringen und die Prozesse voranzubringen, die uns an Europa näher bringen”, so Jahjaga. In sechs Jahren Unabhängigkeit habe man permanent daran gearbeitet, eine inklusive Gesellschaft aufzubauen, wo alle ihre Rechte und Pflichten haben.

“Die Geschichte der Gewalt und der Konflikte, der Hegemonie und der Unterdrückung ist zu Ende. Wir haben nun einen neuen Weg eingeschlagen – den Weg der Integration und der Zusammenarbeit, des gegenseitigen Respektes, den Weg einer besseren Zukunft”.

Ex-Aussenminister Skënder Hysenikritisiert allerdings, das Land stagniere in vielerlei Hinsicht. “Wenn wir zurückschauen, sehen wir, dass das Land da steht, wo es auch schon vor 3 Jahren stand, besonders was die diplomatischen Beziehungen angeht”.

Sechs Jahre Unabhängigkeit seien positiv für Kosova gewesen. Das Land habe die volle Unterstützung internationaler Partner gehabt, sagt Integrationsministerin Vlora Citaku.

“Kosova hat entscheidende Schritte bezüglich des Stabilisierungs- und Assozieriungsabkommens mit der EU gemacht. Das entsprechende Abkommen werden wir sicherlich innerhalb dieses Jahres unterzeichnen. Es sind die ersten Schritte auf dem langen Weg bis zur vollen Mitgliedschaft in die EU”, so Citaku.

Doch viele Kosovaren zeigen sich enttäuscht. Man habe viel mehr erwartet. Für Kadrush Hasani sind nicht einmal 10% der Erwartungen des Volkes erfüllt. “Ich habe erwartet, dass die Politiker das Land an erster Stelle stellen. Jetzt weiss aber jeder, dass sie nur das eigene Interesse vor Augen haben. Ich bin sehr enttäuscht”, so Hiseni für albinfo.ch. Er sei aus der Diaspora wieder nach Kosova gekommen, in der Hoffnung, dass nach der Befreiung bessere Tage für das Land kommen. “Es ist aber ein grosser Fehler gewesen”.

Am 17.02.2008 erklärte das Parlament in Prishtina Kosova zum unabhängigen demokratischen Staat. Doch haben fünf EU-Länder die Unabhängigkeit des Kosova immer noch nicht anerkannt: Zypern, Griechenland, Spanien. Rumänien und die Slowakei. Zudem ist Kosova das einzige Balkanland, das vom Schengen-Raum ausgeschlossen ist. Eine UN-Mitgliedschaft bleibt weiterhin eine sehr schwierige Mission.