Religion

Keine Anerkennung der dschihadistischen Moschee in Embrach durch die Islamische Gemeinschaft und den Verband der albanischen Imame

Mustafa Mehmeti: "Die staatlichen Behörden sollten sich dafür interessieren, worauf sich diese Gruppierungen abstützen, woher sie ihre Legitimation nehmen, wer ihre Imame sind etc. Der Staat muss über Instrumente verfügen, um solche Dinge zu regeln."

Der in den schweizerischen Medien aufgeworfene Fall einer Moschee in Embrach ZH, die unter dem Verdacht einer dschihadistischen Ausrichtung steht und vor allem von Albanern besucht wird, ging nicht unbemerkt an der albanischen muslimischen Glaubensgemeinschaft in der Schweiz vorüber. Laut Medienberichten wird die erwähnte Moschee von der Organisation “El Furkan” geführt, die in Deutschland mittlerweile unter staatlicher Aufsicht steht, weil sie einer extremistischen Ausrichtung verdächtigt wird. Dieselbe Organisation wird auch in Verbindung mit Aktivitäten gebracht, die mit der Rekrutierung von jungen Leuten zu tun haben, die in Syrien und dem Irak kämpfen sollen.

Die Besucher der erwähnten Moschee und die Zielgruppe besagter Organisation sind vor allem junge Albaner. Deshalb fragte albinfo.ch nach der Haltung jener beiden Organisationen, die in der Schweiz die albanischen Gläubigen des Islams organisieren: die Albanische Islamische Gemeinschaft in der Schweiz (BISHZ) und die Union der albanischen  Imame der Schweiz (UISHZ).
 
Der Präsident der Albanischen Islamischen Gemeinschaft in der Schweiz (BISHZ), Imam Mustafa Mehmeti, sagt, er kenne weder die Zusammensetzung der Gemeinde der Gläubigen noch deren Führer im von den Medien aufgeworfenen Fall. Aber er sagt, dass jene mit Bestimmtheit nicht der Albanischen Islamischen Gemeinschaft angehörten und sie auch niemandem gegenüber verantwortlich seien.
 
“Doch leider existiert die Gefahr des Extremismus unter den hiesigen Albanern; er ist, wenn auch vielleicht noch nicht in alarmierendem Mass, präsent. Wenn wir sagen, es gebe ihn nicht, schaden wir uns selbst. Deshalb braucht es eine rechtzeitige Intervention, um zu verhindern, dass diese Gefahr zunimmt”, sagt Mulla Mustafa Mehmeti gegenüber albinfo.ch.
 
Seiner Meinung nach liegt die Schuld für diesen Umstand  auch in der fehlenden Einigkeit zwischen den Organisationen, die den islamischen Glauben der Albaner in der Schweiz vertreten.

Mustafë Mehmeti (BISHZ): Die staatlichen Behörden der Schweiz müssen mit uns als Glaubensgemeinschaft zusammenarbeiten, um solche Fälle zu verhindern
 
“Wir müssen bedenken, dass es die Jungen sind, die zum Opfer werden, wenn wir keine gemeinsame Sprache zwischen uns allen finden. Vor allem jene Jungen, die keine Perspektive im Leben und im Beruf sehen”, sagt Mustafa Mehmeti.

Doch nach Meinung von Mulla Mustafa tragen einen guten Teil der Verantwortung für die Situation, wie sie sich hier in neuester Zeit zeigt, auch die zuständigen Institutionen der Schweiz. Sie sollten solche Erscheinungen verhindern.

“Die staatlichen Behörden müssen mit uns als Glaubensgemeinschaft in solchen Fällen zusammenarbeiten. Sie müssen sich dafür interessieren, worauf sich diese Gruppierungen abstützen, woher sie ihre Legitimation nehmen, wer ihre Imame sind etc. Die Behörden müssen bestimmte Instrumente haben, um solche Dinge zu regeln. Religion darf nicht unter Bedingungen der Illegalität ausgeübt werden, in irgendwelchen Kellern”, sagt Imam Mustafa. Er fügt hinzu, dass die Albaner islamischen Glaubens ein Konzept und eine spezifische Strategie haben sollten, die sich auf den hiesigen Traditionen, nicht auf den arabischen abstützt, weil jene “unserer Tradition und Mentalität fern sind”.

Nehat Ismaili (UISHZ): Distanzieren wir uns von den individuellen Taten jener, die die verfassungsmässige Ordnung der Schweiz missachten

Der Präsident des Verbands der albanischen Imame der Schweiz (UISHZ), Nehat Ismaili, beantwortete die Anfrage von albinfo.ch mit einer Stellungnahme, die sein Verband zum in den Medien besprochenen Fall herausgab.

“Der Verband der albanischen Imame in der Schweiz distanziert sich öffentlich von den individuellen Taten bestimmter Personen, die die verfassungsmässige Ordnung der Schweiz missachten, insbesondere wenn es darum geht, dass junge Menschen rekrutiert und an die Kriegsfronten in Syrien und im Irak geschickt werden.

Der Verband verurteilt diese Aktivitäten aufs Strengste, wie auch andere Aktivitäten, die nicht mit der toleranten Natur des muslimischen albanischen Volkes zusammengehen, eines Volkes, das in seiner Geschichte Toleranz und gegenseitiges religiöses Verständnis pflegte”, heisst es in der Stellungnahme des UISHZ.

Im Weiteren hält der Verband darin klar fest, dass sich seine Verantwortung allein auf jene albanischen islamischen Zentren beschränke, welche ihn als Verband anerkennen.

“Der Verband der albanischen Imame in der Schweiz gibt nur Rechenschaft über jene islamischen Zentren, die Teil des Verbands sind und für jene Imame, die ordentliche Mitglieder des Verbandes sind. Wir rufen gleichzeitig alle Protagonisten des religiösen Lebens in der Schweiz dazu auf, sich in einer echten Erziehung der jungen Generationen, der Bekämpfung devianter und für die Jungen schädlicher Erscheinungen, der Förderung universeller Werte und deren Integration in die Schweizer Gesellschaft zu engagieren.”

Der Verband macht in seinem Text auch auf mögliche Missverständnisse aufmerksam, die zu unnötigen Etikettierungen führen können.

“Die muslimischen Gläubigen in der Schweiz kommen aus verschiedenen Ländern, und kleiden sich manchmal auch so, wie es nicht europäischer Tradition und Gewohnheit entspricht, doch es sollte nicht ihrer Kleidung wegen, die zu tragen ihr Grundrecht ist,  anklagend mit dem Finger auf sie gezeigt werden, denn dies widerspricht den grundlegenden Menschenrechten”, endet die Stellungnahme des Verbands der albanischen Imame beziehungsweise von dessen Präsidenten Nehat Ismaili.