Religion
Islamismus betrifft die ganze Gesellschaft, nicht nur den Islam
Der arabische Israeli und Psychologe aus Deutschland, Ahmad Mansour, arbeitet bei einer Beratungsstelle, die sich mit Themen rund um die Radikalisierung beschäftigt. Einerseits als Präventionsarbeit, andererseits werden IS-Rückkehrer in seinem Projekt in die Gesellschaft integriert. Er spricht über die Generation Allah und die Ursachen, wieso sich jugendliche Muslime radikalisieren.

„Ich bin nicht hier, um schlecht über den Islam zu sprechen, sondern über die Radikalisierung des Islams“, stellt Ahmad Mansour gleich klar. Ahmad Mansour ist arabischer Israeli und selber praktizierender Muslim. 2004 flüchtete er nach einem Anschlag aus seiner Heimat nach Berlin. Dort lebt und arbeitet er als Psychologe für Projekte gegen Extremismus und engagiert sich für einen reformierten, liberalen und demokratiekompatiblen Islam. Er arbeitet bei einer Beratungsstelle, die sich mit Themen rund um die Radikalisierung beschäftigt. Einerseits als Präventionsarbeit, andererseits werden IS-Rückkehrer in seinem Projekt in die Gesellschaft integriert. Laut Mansour sind 15 Prozent der Ausreisser junge Frauen. Einerseits, weil sie in einen Radikalen verliebt sind und ihm folgen, andererseits sind das Frauen, die aus patriarchischen Familienstrukturen kommen. In seiner Jugend war Ahmad Mansour selber fünf Jahre lang radikal. Seine Arbeit ist nicht immer einfach. Da er in den vergangenen Monaten über 100 Interviews gegeben hat, muss er heute mit Polizeischutz leben. Trotzdem lohnt es sich, für die jugendlichen Muslime zu kämpfen, ist er überzeugt.
Mansour erklärt, dass fünf Prozent von Jugendlichen, die salafistisch aufgewachsen sind, anfällig für die Radikalisierung sind. Der Salafismus gilt als eine ultrakonservative Strömung innerhalb des Islams. Salafist zu sein, bedeute, nicht selber zu denken und entscheiden, sagt Mansour. Weiter sehen sich die Salafisten in Opferrollen und haben ganz klare Feindbilder wie die westlichen Staaten. Diesen und ähnlichen Themen begegnet der 38-Jährige immer wieder bei seiner Arbeit mit jugendlichen Extremisten oder deren, die gefährdet sind, es zu werden.
Jugendliche, die keine Vaterfigur haben, unter Persönlichkeitsstörungen leiden, schlimme Ereignisse erlebten, Probleme in der Schule oder Familie haben oder Diskriminierung erfahren mussten, sind laut Mansour besonders gefährdet, radikal zu werden. In diesen schwierigen Situationen werden die Jugendlichen von den Radikalen angesprochen, die eine emotionale Bindung zu ihnen schaffen. Die Radikalen liefern ihnen eine Erklärung für alles und zeigen, was gut und böse ist, was attraktiv für junge, unsichere Menschen ist. Ihnen werden die Opferrolle und Verschwörungstheorien eingeflösst, beigebracht, dass islamkritische Menschen umgebracht werden müssen. „In dieser Situation ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass der Jugendliche sich radikalisiert“, so Ahmad Mansour. Doch was kann man dagegen machen? Der Psychologe ist überzeugt, dass der Islam eine Reformation braucht., dass innerislamische Dialoge geführt werden müssen. „Aber, das Problem betrifft nicht nur den Islam, sondern die ganze Gesellschaft. Wir müssen zusammen arbeiten, um diese Generation zu erreichen und zu retten.“ Es brauche eine Politik, die bereit sei, die Probleme zu sehen und diese nicht zu tabuisieren. Jugendliche Muslime hätten oft das Gefühl, Fremdkörper zu sein. Sie brauchten einen Alternativglauben, der mit Radikalisierung und Islamismus nichts zu tun habe. Auch müsste das Schulsystem reformiert werden. Die wenigsten Lehrer behandelten Themen wie Syrien im Unterricht. „Die Gesellschaft braucht ein Wir-Gefühl. Ich bin voller Hoffnung, dass wir das erreichen können.“
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