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Hochzeitsfeier im Herkunftsland oder in der Schweiz? Ein Kostenvergleich
Wo ist heiraten teurer? Ein Einblick in die Budgetplanungen zweier Paare zeigt, welche Ausgaben bei einer Hochzeit in der Schweiz und unseren Herkunftsländern anfallen können.
Eine Hochzeit zu feiern, heisst für das Brautpaar nicht nur seine Liebe zu feiern. Nein, leider nicht. Heiraten heisst auch, einen Blick auf das Sparkonto zu werfen, eine Budgetplanung zu verfassen und eingeschläferte Organisationstalente wieder auferstehen zu lassen. Klingt überhaupt nicht romantisch? Dieser Teil ist es eher nicht.
Wir haben zwei Paare aus der Schweiz gefragt, ob wir einen Blick in ihre Hochzeitsplanung werfen dürfen, um herauszufinden, wie dieses ganze Konstrukt des Festes überhaupt zu Stande kommt und welche Kosten bei einer Hochzeit anfallen.
Unser Schweizer Paar wohnt im Kanton Thurgau. Beide sind 25 Jahre alt. Das Albanische Paar, eine 27- jährige Thurgauerin und ein 26-jähriger St.Galler, sind beide in der Schweiz geboren.
Location und Hochzeitsmenü
Das Schweizer Paar heiratet auf der Insel Mainau in Deutschland. 100 Gäste sind geladen. Für das 5-gängige Menü zahlen die Beiden 120 Euro pro Person. Da jedoch die Miete des Saales nicht inklusive ist, kommen sie schlussendlich auf einen Betrag von 19’000 Euro.
Das Albanische Paar heiratet in der Stadt Tetovo in Mazedonien in einem der neuesten Hochzeitsrestaurants. Auch sie haben sich für ein 5-Gänge Menü entschieden. Sie wollen ihren Gästen das teuerste und beste Menü bieten. Pro Person kostet dieses jedoch nur 18 Euro. 450 Gäste sind eingeladen mitzufeiern. Das Hochzeitsrestaurant verlangt keinen zusätzlichen Beitrag für die Miete. Somit zahlen sie nur 8’100 Euro.
Foto und Video
Ebenfalls höhere Kosten verursachen dem Schweizer Paar die Videoaufnahmen und das Fotoshooting mit einem Betrag von 4’100 Euro.
1’800 Euro zahlt das Albanische Paar für 3 Tage Aufnahmen. Gefilmt und fotografiert wird in der Hennanacht, am Hochzeitstag und während dem Bankett. Inbegriffen ist auch ein zusätzlicher Videoclip vom Brautpaar, der am Ohridsee aufgenommen wird.
Dekoration
Was bei schweizerischen Hochzeiten dazu gehört, ist auf Hochzeiten in unseren Heimatländern erst seit den letzten Jahren aufgekommen; die Dekoration des Hochzeitssaales. Immer mehr Agenturen in Albanien, Kosovo und Mazedonien bieten diese Dienstleistung an. Jeder Dekorationswunsch soll dem Traumpaar erfüllt werden. Die Preise dafür scheinen ebenfalls keine Grenzen zu kennen. Unser albanisches Paar entschied sich für eine Agentur aus ihrer Heimatstadt, die ihnen für 3’500 Euro den Saal und die Tische dekoriert, sowie ein Gästebuch und eine personalisierte Fotoleinwand bereit stellt. Organisatorinnen der Agentur werden sich während des Banketts um einen reibungslosen Ablauf kümmern.
Um die Saaldekoration des Schweizer Paares kümmert sich die Familie der Braut. Somit belaufen sich ihre Kosten auf 1500 Euro.
Bekleidung, Schmuck und Accessoires
Vermutlich ist Ihnen in der Grafik der eine rote Balken bei der Rubrik Bekleidung Braut besonders aufgefallen. Das liegt nicht daran, dass Albanische Bräute sich ihr Hochzeitskleid an der Champs-Élysées kaufen, sondern an den vielen weiteren Ausgaben, die zum Braut-sein dazu gehören. In Tetovo, wo die lokalen Traditionen hoch gehalten werden, sind die traditionellen Trachten und Kleider ein wichtiger Bestandteil davon.
Die traditionellen Dimija kriegt man in der Stadt schon bereits ab 200 Euro. Wer sich für eine bestimmte Stickerei, Handarbeit und höchste Qualität beim vergoldeten Stickfaden entscheidet, zahlt schnell einmal bis zu 2000 Euro pro Tracht. Neben den herkömmlichen Dimija gibt es auch noch weitere Variationen davon, wie zum Beispiel einen Kaftan oder Xhamadana, die viele Bräute auch ihr Eigen nennen möchten.
Dazu kommen noch weitere Abendkleider, teilweise nicht von der Stange sondern nach Wunsch geschneidert, da die Braut noch auf vielen weiteren Hochzeiten tanzen wird. Somit gibt die albanische Braut 4’500 Euro für die Bekleidung aus. Ihr Hochzeitskleid, von einem bekannten kosovarischen Designer entworfen und massgeschneidert, hat einen Wert von 2’600 Euro und ist darin nicht inbegriffen.
Das Hochzeitskleid der Schweizer Braut kostet ebenfalls 2600 Euro. Für Schmuck und weitere Accessoires gibt sie 700 Euro aus. Der Gesamtwert des Schmuckes der Albanerin beträgt 16’000 Euro. Im Interview betont sie, dass nicht die Menge ausschlaggebend für diesen hohen Preis ist sondern die hochwertige Qualität. „Ich wollte keinen Goldschmuck, der verfälscht ist und seinem Preis sowieso nicht gerecht wird. Wir haben uns für 22 Karat entschieden und bei der Qualität sehr Acht gegeben. Einiges haben wir in der Schweiz gekauft.“
Die beiden zukünftigen Ehemänner müssen für sich selber nicht ganz so tief in die Tasche greifen. Für ihre Markenanzüge samt Schuhen zahlen die Herren rund 2000 Euro.
Musik und Allgemeine Kosten
Wie viel ein Brautpaar für eine Band oder einen DJ ausgibt, ist in beiden Ländern ganz unterschiedlich. In der Schweiz zahlt man für einen DJ bis zu 10’000 Schweizer Franken. In den albanischen Ländern kann man einen Sänger samt Musikern für 500 Euro buchen. Das Schweizer Paar engagierte einen DJ für 1200 Euro, das albanische Paar zwei berühmte kosovarische Künstler samt Band für 3800 Euro. 450 Euro zahlen sie zusätzlich für eine 6-köpfige Mädchengruppe, die tagsüber traditionelle albanische Lieder zum Besten geben wird.
Die Allgemeinen Kosten teilen sich bei den beiden Paaren ganz unterschiedlich auf. Das Schweizer Brautpaar organisiert nach ihrer Standesamtlichen Trauung einen Apèro und noch ein zusätzliches Abendessen. Hochzeitsmakeup samt Frisur kosten für beide Bräute 200 Euro. Unter 100 Euro frisiert und schminkt in den albanischen Städten Mazedoniens fast keine Stylistin mehr. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Monatseinkommen in diesem Land liegt bei etwa 300 Euro!
Fazit: Wer in unseren Heimatländern auf Schweizer Qualität und Luxus setzt, zahlt auch Schweizer Preise. Unser Albanisches Paar wird für ihre Traumhochzeit insgesamt etwa 45’000 Euro ausgebend, während das Schweizer Paar rund 41’000 Euro einkalkuliert hat.
Wer ein kleineres Budget zur Verfügung hat, hat die Möglichkeit, sich in jeder Rubrik für eine günstigere Variante zu entscheiden, ob in der Schweiz, im Kosovo oder in Mazedonien.
Unabhängig vom Budget dreht sich schlussendlich alles wieder um das Eine: den Beginn eines neuen Lebensabschnittes zweier sich liebender Menschen zu feiern. Albinfo.ch wünscht den beiden Paaren ein wunderschönes Fest und alles Gute auf ihrem gemeinsamen Lebensweg.
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