Integration

Gemeinsam für eine Welt ohne Gewalt gegen Frauen

Die Botschaft des Kosovo in Bern organisierte im Rahmen der globalen Kampagne „16 Tage Aktivismus gegen Gewalt an Frauen“ ein Diskussionsforum.

Die globale Kampagne „16 Tage Aktivismus gegen Gewalt an Frauen“ stellt einen wichtigen Moment dar, um über Gewalt gegen Frauen zu reflektieren, das Bewusstsein dafür zu schärfen und konkrete Schritte zu unternehmen, um sie zu beenden. Unter dem Motto „Gemeinsam für eine Welt ohne Gewalt gegen Frauen“ vereint diese Initiative Menschen aller gesellschaftlichen Schichten, um das Schweigen zu brechen und eine sicherere, gerechtere Zukunft für Frauen und Mädchen zu gestalten.

In diesem Zusammenhang organisierte die Botschaft des Kosovo in Bern ein bedeutendes Diskussionsforum, bei dem Expertinnen, Aktivistinnen und verschiedene Vertreter*innen ihre Erfahrungen, Herausforderungen und praktische Lösungsansätze zur Bekämpfung dieses alarmierenden Phänomens austauschten. Die Gespräche betonten die Bedeutung von Bildung, Solidarität und kollektivem Handeln, um eine gewaltfreie Gesellschaft zu schaffen.

Shukrije Ramadani, Vertreterin der Botschaft, würdigte diese Initiative und ihre Rolle bei der Sensibilisierung der Gemeinschaft. „Dies ist ein wichtiger Schritt auf einem langen und schwierigen Weg, aber gemeinsam können wir ihn leichter machen“, sagte sie und hob hervor, dass die Botschaft des Kosovo in Bern ein Bezugspunkt bleibt, um diese Bemühungen zu unterstützen.

Ramadani dankte allen Frauen und Männern, die sich aktiv für diese Sache engagieren. Sie betonte besonders die Bedeutung des Engagements von Izabela Uehlinger und Drita Shabani als unverzichtbare Partnerinnen dieses Projekts und unterstrich, wie wichtig Solidarität ist, um dem Phänomen der Gewalt entgegenzutreten.

„Wir sind Mütter, Schwestern und Teil dieser Realität. Wir erleben oft Gewalt, die, wenn sie nicht gestoppt wird, auf unsere Kinder übergeht. Es ist an der Zeit, ‚STOPP‘ zu sagen und nach Lösungen zu suchen“, erklärte Ramadani.

Abschließend rief sie zu konkretem Handeln auf und zeigte sich optimistisch in Bezug auf eine nachhaltige Wirkung: „Jede von uns kann auf ihre Weise etwas beitragen. Hoffen wir, dass dieser Abend ein vielversprechender Anfang einer Reise ist, die von den kommenden Generationen fortgesetzt wird.“

Mentor Latifi, der Botschafter der Republik Kosovo in Bern, stellte sich nachdrücklich gegen jegliche Form von Gewalt an Frauen und hob die dringende Bedeutung kollektiven Handelns hervor, um diesem Phänomen entschlossen entgegenzuwirken und es eindeutig zu verurteilen. „Gewalt kennt keine Nationalität, sie hat ein Geschlecht. Heute geht der Grossteil der Gewalt von Männern gegen Frauen aus, und als Gesellschaft müssen wir diese Realität anerkennen, darauf reagieren und sie ohne Zögern ahnden“, sagte er.

Aus seiner persönlichen Erfahrung als Vater von drei Töchtern unterstrich der Botschafter die Verantwortung, eine sicherere und gerechtere Zukunft zu schaffen. „Es ist entscheidend, dass wir künftigen Generationen eine bessere Situation hinterlassen als die, die wir selbst geerbt haben. Wir müssen unsere Mädchen, die Frauen von morgen, so erziehen, dass sie sich schützen und Gewalt in jeder Form bekämpfen.“

Drita Ibrahimi, ausgebildete Moderatorin und Aktivistin für Frauenrechte (von der Organisation „Parandalo“), betonte die Bedeutung von Aufklärung und Sensibilisierung in Diskussionsgruppen für Migrant*innen. Diese Gruppen helfen ihnen, Konzepte von Gewalt zu verstehen, insbesondere wirtschaftliche und psychologische Gewalt, die oft aus Unkenntnis über rechtliche und soziale Rahmenbedingungen resultiert. „Ich erkläre immer die Rechtslage in der Schweiz, einschliesslich des Rechts der Frauen auf einen Dolmetscher bei Arztbesuchen oder in Schulen“, sagte sie.

Die von Ibrahimi im Rahmen des Vereins Femmes-Tische/Men-Tische moderierten Gesprächsgruppen schaffen ein geschütztes Umfeld, in dem Frauen frei ihre Erfahrungen teilen und über Themen wie Familienrollen, Streitkultur und Beziehungsdynamiken reflektieren können. Sie betont, dass die Teilnehmerinnen oft von „Freundinnen“ berichten, die Gewalt erfahren, dabei aber in Wahrheit von sich selbst sprechen. „In solchen Fällen höre ich genau zu und bespreche die Situation anschliessend mit den zuständigen Fachpersonen im Zentrum“, fügte sie hinzu.

Ibrahimi ist Teil der nationalen Kampagne „16 Tage Aktivismus gegen Gewalt an Frauen“, die jedes Jahr vom 25. November bis zum 10. Dezember stattfindet. Im Rahmen dieser Kampagne organisiert sie Diskussionsrunden und Sensibilisierungsmassnahmen.

Laut Ibrahimi bieten diese Treffen nicht nur praktische Informationen – etwa Adressen von Hilfs- und Beratungsstellen – sondern auch Raum zur Selbstreflexion. „Wir müssen Frauen beibringen, dass es in Ordnung ist, sich frei zu äussern und Hilfe zu suchen. Es ist keine Schande, Gewalt anzuzeigen; im Gegenteil, es ist der erste Schritt zu Veränderungen.“

Durch eine Kombination aus Einfühlungsvermögen und Professionalität hat Ibrahimi bereits vielen Frauen geholfen, die Kraft zu finden, um sich aus schwierigen Situationen zu befreien. Sie appelliert an alle Frauen, an sich selbst zu glauben und Hilfe zu suchen, wenn sie vor solchen Herausforderungen stehen: „Bewusstsein und der Mut, die Tür zu öffnen, sind die Schlüssel zu einem besseren Leben.“

Isabel Uehlinger, Vertreterin der Plattform Femmes-Tische/Männer-Tische, würdigte die Einladung der Botschaft des Kosovo in Bern, ein Treffen zu organisieren, das sich einem so sensiblen und lebenswichtigen Thema wie Gewalt gegen Frauen widmet. In ihrer Stellungnahme betonte Uehlinger die Notwendigkeit, beide Geschlechter in diese Diskussionen einzubeziehen.

„Ich freue mich sehr, dass viele Frauen anwesend waren, aber besonders darüber, dass auch Männer dabei waren, denn ihre Anwesenheit ist bei solchen Treffen gleichermassen erforderlich. Die Diskussionen waren tiefgründig und sensibilisierend, und die Erfahrungen, die Drita und ich teilten, wurden von den Anwesenden sehr gut aufgenommen“, sagte sie.

Mit Blick auf die Bedeutung der Unterstützung für Gewaltopfer betonte Uehlinger, dass sie selbst zwar nicht betroffen ist, aber eine tiefe Verantwortung verspürt, Hilfe und Aufklärung für diejenigen anzubieten, die unter Gewalt leiden.

„Ich schenke Betroffenen grösste Aufmerksamkeit und ermutige sie nachdrücklich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Meine Botschaft ist klar: Glaube an dich selbst, du bist nicht allein, du bist wichtig und du wirst die Unterstützung bekommen, die du verdienst.“

Monika Zguro, Vertreterin der Botschaft Albaniens in der Schweiz, hob während einer Veranstaltung zu diesem Thema die Bedeutung der Auseinandersetzung mit Gewalt gegen Frauen hervor.

„Häusliche Gewalt ist keine private Angelegenheit, sondern ein Verbrechen mit gesellschaftlichen Konsequenzen. Jeder Bürger, der von Gewalt weiß, ist verpflichtet, sie anzuzeigen“, erklärte sie.

Zguro machte darauf aufmerksam, dass Frauen oft stigmatisiert und ohne Unterstützung gelassen werden, wodurch sie jahrelang Gewalt ertragen, bevor sie darüber sprechen. Sie betonte, dass es keine Entschuldigung für Gewalttäter gibt und dass die Stärkung von Frauen größere Anstrengungen erfordert, einschließlich des Wandels patriarchaler Normen und eines stärkeren rechtlichen Rahmens.

Ihr zufolge haben Schweigen und Straflosigkeit die Gewalt gegen Frauen verstärkt, eine der gravierendsten Verletzungen der Menschenrechte. Unterdessen finden in den albanischen Gebieten 16 Tage des Aktivismus zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt statt.

Besjana Xhani, systemische Therapeutin für Einzelpersonen, Paare und Familien, betonte, dass häusliche Gewalt ein weltweites Phänomen ist und dass Femizid mittlerweile als Begriff anerkannt ist. Sie erläuterte, dass es verschiedene Formen von Gewalt gibt und viele Menschen sich dieser nicht bewusst sind. Sie nannte wirtschaftliche, emotionale, psychologische und physische Gewalt. Ihrer Meinung nach ist selbst eine herabwürdigende Beleidigung eine Form von Gewalt, die das Selbstwertgefühl mindert. Es müsse mehr für die Aufklärung junger Menschen, sowohl Jungen als auch Mädchen, getan werden, damit sie Gewalt nicht akzeptieren.

Xhani appellierte an Mädchen, sich selbst zu lieben und zu achten und betonte, dass Gewalt keine Liebe ist, sondern das emotionale und psychische Wohlbefinden zerstört. Gewalt lasse die Betroffenen unfähig und wertlos fühlen und habe dauerhafte Folgen.

Sie ermutigte Frauen und Mädchen, niemandem zu gestatten, sie zu beleidigen oder ihnen das Recht zu verwehren, über ihr eigenes Leben zu bestimmen. „Frauen und Mädchen können auch ohne Unterstützung erfolgreich sein“, betonte Xhani und forderte sie auf, die innere Stärke zu finden, um sich aus missbräuchlichen Situationen zu befreien. Sie unterstrich, dass es keine Schande ist, Hilfe zu suchen, und dass es Zeit ist, die Mentalität zu ändern, um Gewalt zu stoppen und anzuerkennen, dass Gewalt und Scham nicht identisch sind.

Eine Vertreterin von FemmesTische erklärte, dass von häuslicher Gewalt Betroffene manchmal unsichtbar sind und man sie nicht erkennen kann. „Manchmal bin ich selbst betroffen, und niemand weiß, dass ich jeden Morgen aufstehe, um jemand anderem Kraft zu geben. Es ist nicht leicht, darüber zu sprechen. Ich sage das aus persönlicher Erfahrung; es ist kein einfaches Beispiel, sondern eine Tatsache, die ich heute Abend mit Ihnen teile. Es ist also nicht einfach, es erfordert großen Mut, und es ist nie leicht, weil auch die Institutionen Zeit für ihre Bearbeitung brauchen. Während dieser Zeit, bis alles geklärt ist, ist es ein großer Kraftakt. FemmesTische sind hier, um zu sensibilisieren, sicherzustellen, dass Frauen sich nicht allein fühlen und sprechen können. Alle sind in irgendeiner Form von Gewalt betroffen. Für mich ist der Schlüssel, Gewalt als solche zu erkennen. Wir versuchen, eine Brücke, einen Weg, ein Licht am Ende des Tunnels zu sein. Nicht alles kann eine einzelne Person leisten, aber gemeinsam können wir es schaffen.“

Florie Rexhaj, vom Programm Info Time und als Erzieherin tätig, sagte: „Jeden Tag behandle ich verschiedene Themen, auch solche über Gewalt, bei denen wir beraten. Ich gebe vielleicht ein sehr einfaches Beispiel: Mein Sohn ist es gewohnt, sein Glas vom Tisch zu nehmen und in die Küche zu bringen. Damit hatte ich ein Problem mit meinem Mann und meinem Schwiegervater, weil der Junge noch klein ist. Ich sage aber, dass wir diese Kette durchbrechen müssen. Erziehung beginnt bei uns, ein für alle Mal. Wenn wir anfangen, unsere Kinder, unsere zukünftigen Generationen richtig zu erziehen, wird sich auch der Kreislauf der Gewalt allmählich verringern.“

Die Psychotherapeutin Xhida Lumi betonte die Bedeutung einer frühen Erziehung der Kinder als Schlüssel für eine bessere und gerechtere Zukunft. Sie rief Mädchen dazu auf, ihre Energie nicht nur in das äußere Erscheinungsbild zu investieren, sondern ihren Geist, ihre Seele und ihre Freiheit zu bereichern.

„Die Erziehung beginnt bei der Mutter. Eine bewusste Mutter zieht eine bewusste Tochter groß, und so entsteht eine gleichberechtigte Generation. Wenn wir starke Mädchen erziehen, werden sie zu starken Frauen und Müttern, die eine gerechte Gesellschaft für alle schaffen. Kinder, sowohl Jungen als auch Mädchen, müssen frühzeitig erzogen werden, um zukünftige Probleme zu vermeiden“, äußerte sie.

Die Kampagne „16 Tage Aktivismus gegen Gewalt an Frauen“ ist ein Appell zur Reflexion und zum Handeln. Sie fordert uns alle dazu auf, zu einer Gesellschaft beizutragen, in der Frauen und Mädchen frei von Gewalt leben. Die in Bern durchgeführten Aktivitäten belegen die Stärke der Zusammenarbeit zwischen Institutionen, Gemeinschaften und engagierten Individuen, die sich für dieses Ziel einsetzen.

Die Botschaft ist eindeutig: Gewalt ist nicht privat, sondern ein Verbrechen, das die gesamte Gesellschaft schädigt. Bewusstseinsbildung, Erziehung und Unterstützung für Betroffene sind die wichtigsten Säulen, um diesem Phänomen ein Ende zu setzen.

Fotos: Perla Ciommi