Frankreich 2016
Für die Schweiz zu spielen, erfüllt die Secondos mit Stolz
Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass der Sohn einer albanischen Emigrantenfamilie aus Kosova, von bescheidener sozialer Herkunft, zu einer ähnlichen Figur werden sollte wie Roger Federer, Idol der Schweizer und auch der grossen Wirtschaftsunternehmen des Landes? Die Figur des Zauberzwergs, die Rede ist von Xherdan Shaqiri, ist nunmehr mit schweizerischen Werten verbunden. So wie er vereinen die neuen Ikonen der Schweizer Nationalmannschaft, hauptsächlich aus der Vielfalt der eingewanderten Bevölkerung hervorgegangen, Schweizerinnen und Emigranten, ob gross oder klein.Die Spieler balkanischer Herkunft sind zum Stolz einer ganzen Emigrantengeneration geworden. Dank ihnen gelang es der Schweizer Nationalmannschaft, auf die Bühne des internationalen Fussballs zu treten.
Sie heissen Xherdan, Granit, Valon, Blerim oder Pajtim. Die talentierten Spieler mit Wurzeln im Balkan erhielten hochstehendes Training in der Schweiz und trugen dazu bei, die Schweizer Nationalmannschaft auf die internationale Fussballbühne zu bringen. Ebenso wirkten sie, unbewusst, an der positiven Transformation der Wahrnehmung der balkanischen Eingewanderten in der Schweiz mit. Die Albanerinnen und Albaner, die in der Schweiz ausgesprochen zahlreich sind – sie werden auf über 200’000 geschätzt – waren während vieler Jahre im Fadenkreuz mancher politischen Rhetorik und Medien im Zusammenhang mit Gewalt und Kriminalität.
Auch wenn Vertreter gewisser zynischer Ansichten auf der Zugehörigkeit dieser Spieler zu einer Bevölkerungsgruppe beharren, und den Terminus „Balkangraben“ verwenden, ist deren symbolischer Einfluss auf den Integrationsprozess unleugbar. Ihr Einfluss bei Jugendlichen aus Emigrantenfamilien hinsichtlich der Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls zur Schweizer Gesellschaft ist fantastisch. Die sogenannten Balkansecond@s sind ausserordentlich stolz auf diese Spieler, denen sie gleichen und die sie träumen lassen. Dank ihnen ziehen sie sich rote Leibchen mit weissem Kreuz an, während sie das Symbol ihrer Wurzeln durch den doppelköpfigen Adler zeigen, gleich wie ihre Idole, die ihre doppelte Identität mit Stolz zur Schau tragen.
Trotzdem heisst es, vorsichtig mit der Fussballeuphorie umzugehen, und dies aus zwei Gründen
Erstens ist sie ein Phänomen der Leidenschaft, vorübergehend und mehrheitlich kontextbedingt. Es bleibt immer ein Risiko, dass sich die Emotionen eines Tages gegen die Spieler wenden. Das lässt sich in Frankreich sehen, wo der Traum „Black, Blanc, Beurre“ des Weltmeisterteams von 1998 später mit der Umwandlung zum Spruch „Bleu, Blanc, Rouge“ in ausschliessende Rhetorik mündete. Die Gefahr besteht darin, dass im Fall einer Niederlage aus den Helden von heute die Verräter von morgen werden können.
Wird einzig und allein der Erfolg dieser Spieler aufs Podest gehoben, so kommt dies zudem einer falschen Darstellung der sozialen Mobilität in der Schweiz gleich. Die Veränderung des Schicksals jedes einzelnen kann nicht nur über den Fussball geschehen. Menschen mit Migrationshintergrund haben nicht immer die Netze, die Mittel oder den Zugang zu Informationen, um sich der Unmenge aller ihnen in der Schweiz zur Verfügung stehenden beruflichen und schulischen Möglichkeiten bewusst zu sein.
Mit der Wertschätzung dieser Figuren des Fussballs auf symbolischer Ebene leistet die Plattform Albinfo.ch, unterstützt vom Bund, seit fünf Jahren substantielle Arbeit im Bereich authentischer Information, im Dienst der harmonischen Integration der Bevölkerungsgruppen aus dem Balkan in der Schweiz. Sie publiziert täglich in Albanisch, Französisch und Deutsch, realisiert und produziert Sendungen und kritische Videoreportagen aus unterschiedlichen Perspektiven, organisiert innovative Anlässe und ergreift konkrete zivile Initiativen.
Die Themen erstrecken sich von der politischen Teilnahme in der Schweiz, den Wegen und gesellschaftlichen und professionellen Leistungen von Emigrantinnen und Eingewanderten, den Herausforderungen, welche sich ihnen auf dem Weg der Integration stellen, bis zu jenen Themen, die sich mit der Entwicklung der Herkunftsländer befassen. Die aktuelle Zusammenarbeit mit der französischsprachigen Zeitung Le Temps anlässlich der Euro 2016 ist eine gute Gelegenheit, um die sportlichen Dimensionen, aber auch jene der Identität und der sozioökonomischen Verhältnisse rund um diese Spieler, ihr Aufnahmeland und ihre Herkunftsgemeinschaft aus der Nähe, aus einer inneren Perspektive zu betrachten. Es ist ein Art, die kulturelle Vermischung, wie sie sich in den schweizerischen und albanischen Fussballmannschaften, aber auch anderweitig zeigt, anschaulich darzustellen.
Artikel erschienen in Le Temps, im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Albinfo.ch
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