Meinungen

Es ist Zeit

Geht wählen! Denn nur wenn wir die Chance nutzen, können wir am 20. Oktober die erste albanische Nationalrätin, den ersten albanischen Nationalrat feiern. Und glaubt mir, wenn ich sage: Es ist Zeit

„Es ist Zeit“ – mit diesem Slogan kandidierte ich vor vier Jahren zusammen mit dem Stadtparlamentarier aus Wil (SG) Arber Bullakaj für den Nationalrat. Unsere Botschaft war klar: Obwohl wir Albanerinnen und Albaner eine der grössten Bevölkerungsgruppen in der Schweiz sind, obwohl wir uns politisch engagieren und bemühen, sind wir im nationalen Parlament nicht vertreten. Das muss endlich aufhören.

Vier Jahre später hat sich nur etwas geändert – ich kandidiere nicht für den Nationalrat. Die Anzahl albanischstämmiger Nationalrätinnen und Nationalräte ist weiterhin: ein grosse, fette, deprimierende Null. So geht das nicht weiter.

Natürlich gibt es diejenigen, die sagen, daran sehe man nur, dass wir eben noch nicht angekommen seien. Dass wir uns zuwenig integriert haben. Aber das ist Blödsinn. Die Idee einer Demokratie basiert darauf, dass die Leute, die an einem Ort, in einem Land leben, dort über die Politik mitbestimmen können. Wir Albanerinnen und Albaner sind hier – manche von uns seit vierzig Jahren oder mehr. Und egal, ob wir ursprünglich aus Gjakovë kommen oder aus Ferizaj, aus Shkup oder Tiranë, wir gehören zur Schweiz. Und deswegen wollen wir mitreden.

Die Zeichen stehen nicht schlecht: Es stehen einige Albanerinnen und Albaner zur Wahl – teils in aussichtsreicher Position wie zum Beispiel Ylfete Fanaj in Luzern, Islam Alijaj in Zürich oder mein alter Weggefährte Arber Bullakaj in St.Gallen. Dass diese drei alle für die SP kandidieren, ist kein Zufall: Es war die Sozialdemokratie, welche sich schon damals für die Rechte der Albanerinnen und Albaner einsetzte, als wir noch keine Schweizer Bürger waren.

Was nicht heissen soll, dass wir alle automatisch nur die SP wählen sollten. Genausowenig wie es bedeuten darf, dass wir automatisch jemanden wählen, nur weil wir aufgrund des Namens vermuten, dass diese Person auch „zu uns gehört“ – was auch immer das heissen soll. Jemanden in den Nationalrat zu wählen heisst eben, sich darauf wirklich zu verlassen, dass diese Person sich danach vier Jahre für die Dinge einsetzt, die uns wichtig sind.

Das ist es, was ich den Menschen jeweils sage, wenn sie mich fragen, wen sie denn jetzt wählen sollten. Informiert euch. Geht auf smartvote. Geht auf die Webseiten der Leute. Sprecht sie an, wenn ihr sie bei einer der hunderten Wahlkampfaktionen auf der Strasse seht. Fragt sie nach Dingen, die euch wichtig sind. Lasst euch nicht blenden von denen, die nur so tun, also ob sie sich für eure Interessen einsetzen – wie der SVP-Nationalrat Alfred Heer in Zürich, der sich plötzlich auch als „Freund des albanischen Volkes“ inszeniert, weil er gemerkt hat, dass er vielleicht Geld verdienen kann, dort, wo unsere Cousins und Grosseltern noch wohnen.

Doch egal, was ihr tut: Geht wählen. Wenn ihr nicht wisst, wie man die Unterlagen ausfüllt, fragt jemanden. Verpasst die Chance nicht. Denn nur wenn wir die Chance nutzen, können wir am 20. Oktober die erste albanische Nationalrätin, den ersten albanischen Nationalrat feiern. Und glaubt mir, wenn ich sage: Es ist Zeit.

 

Wir gehören zur Schweiz

Die Idee einer Demokratie basiert darauf, dass die Leute, die an einem Ort, in einem Land leben, dort über die Politik mitbestimmen können. Wir Albanerinnen und Albaner sind hier – manche von uns seit vierzig Jahren oder mehr. Und egal, ob wir ursprünglich aus Gjakovë kommen oder aus Ferizaj, aus Shkup oder Tiranë, wir gehören zur Schweiz. Und deswegen wollen wir mitreden.

  • Dieser Beitrag wurde speziel für albinfo.ch geschrieben