Religion

Ein barbarischer Akt, der durch nichts zu rechtfertigen ist

Albinfo.ch hat die Stellungnahmen von einigen Organisationen, die die albanischen Muslime in der Schweiz vertreten sowie die Stellungnahme von Vizepräsidentin des Forums für Fortschrittlichen Islam, erhalten

Bei dem Terroranschlag auf die Redaktion des Stariemagazins “Charlie Hedbo” in Paris wurden am Mittwoch 12 Menschen getötet. Menschen überall auf der Welt sind erschüttert. Albinfo.ch hat die Stellungnahmen von einigen Organisationen, die die albanischen Muslime in der Schweiz vertreten sowie die Stellungnahme des Forums für Fortschrittlichen Islam, erhalten.
 
Valentina Smajli, Vize-Vorsitzende des Forums für Fortschrittlichen Islam und bekannte albanische Aktivistin in der Schweiz schreibt in ihrer Stellungnahme, die auch albinfo.ch erhalten hat: Eine solche grausame und blutrünstige Tat ist durch nichts zu rechtfertigen. Es ist eine Tat von Barbaren und nicht von zivilisierten Menschen.

Wir müssen uns aber eines bewusst sein: Die Terroristen wollen mit dieser Tat nicht den Islam verteidigen. Das ist ihre Argumentation und wir sollten nicht darauf reinfallen. In erster Linie wollen sie die Mehrheitsgesellschaft und die Moslems gegeneinander aufhetzen und so ein Klima des Misstrauens und Hasses schüren. Sie wollen einen Teufelskreis schaffen, bei dem es schlussendlich nur Verlierer gibt – ausser den Extremisten selber:

1. Die Terroristen begehen diese Gräueltat und behaupten, dies im Namen des Islams zu tun.

2. Die Mehrheitsgesellschaft wird dadurch starke Vorbehalte gegenüber Moslems entwickeln. Es wird damit ein Klima der Angst, wie nach 9/11 geschaffen und jeder Moslem unter Generalverdacht gestellt. Das führt zwangsläufig zu Diskriminierungen – auch von gemässigten Moslems.

3. Das führt dazu, dass die Moslems sich radikalisieren. Gemässigte Moslems und Verbände werden innerhalb der Diaspora an den Rand gedrängt. Scharfmacher übernehmen dann das Szepter.

Das wird über kurz oder lang zu einem Kulturkrieg führen. Und warum? Weil die Extremisten ihn verursacht haben und schlussendlich davon profitieren. Wir dürfen deshalb nicht den Fehler begehen und den Extremisten auf den Leim gehen. Wir müssen diesen Barbaren ganz klar zeigen, dass wir verhindern werden, dass ihre Saat des Hasses nicht aufgeht.

Jetzt müssen die islamischen Organisationen und Verbände und insbesondere die Imame sich von diesen Taten distanzieren und sie verurteilen. Die Verbände und Organisationen sind nun in der Pflicht dafür zu sorgen, dass Extremisten innerhalb ihrer Reihen keinen Platz mehr haben. Wer in einer solchen Situation von „Moslemfeindlichkeit“ spricht, ist ganz klar ein Scharfmacher.

Es ist ganz klar, dass auch der Staat und die Behörden wachsamer sein müssen. Dazu gehört ein starker und glaubwürdiger Nachrichtendienst, der Extremisten in der Schweiz lokalisiert, beobachtet und zusammen mit den moslemischen Verbänden isoliert.

–       Imam Mustafa: “Meinungsfreiheit im Westen ist heilig”
 
Der albanische Imam Mustafë Mehmeti, der von der Sonntagszeitung zum “Schweizer des Jahres” gewählt wurde, ist schockiert von den Nachrichten des Massakers in der Redaktion des Satiremagazins “Charlie Hedbo” in Paris. “Es ist ein Schock für die Muslime in der Schweiz und in Europa”, sagt der moderate albanische Imam.
 
“Dieser barbarische Akt ist klar gegen die europäischen Werte, ist gegen die Meinungsfreiheit, aber auch gegen die gesamte Menschheit, gegen die Muslime selbst und gegen Prophet Muhammed. Die Meinungsfreiheit ist im Westen heilig, und dies sollte man nie in Frage stellen. Der Terroranschlag bringt uns auf den Punkt Null zurück und stellt das Zusammenleben mit den Muslimen in Europa in Frage”.
 
“Wir müssen uns darüber im klaren sein, dass es in unserem Umfeld Extremisten gibt, mit denen wir als Muslime als Erste ausseinander  setzen müssen. Wir müssen uns besser kennen lernen und dies ist eine wichtige Aufgabe der Moscheen und der Imame”, so Imam Mustafë Mehmeti, der aus dem Presheva Tal stammt und seit 2005 Schweizer Staatsbürger ist.
 
Er rief seine Kollegen dazu auf, in den Freitagsprädigten, sich klar von diesem makabren Akt zu distanzieren und ihn zu verurteilen. “Sie müssen dies auch unter Beweis stellen; nur Worte reichen nicht. Sie müssen die Loyalität gegenüber diesem Land beweisen und eine gemeinsame Zukunft für die kommenden Generationen mitgestalten”, so Mehmeti.
 
Bezüglich der Islamofobie sagt der Imam: “Nach diesen Ereignissen müssen wir die Verantwortung selbst übernehmen – es sind Ereignisse, die den Hass auf den Islam schüren”. Es sei an der Zeit, dass wir ein für alle Mal unser Konzept überdenken und für uns klar stellen, was uns mit dem Leben im Westen verbindet. “Wir sollten nie die Werte des Westens in Frage stellen. Sie sind für die individuellen und kollektiven Freiheiten fundamental und ermöglichen uns, die Religionsfreiheit besser als anderswo auszuleben”, betont Mustafë Mehmeti.
 
–        Union Albanischer Imame in der Schweiz: “Der Terrorismus kennt keine Farbe, keine Religion und keine Nationalität”
 
Auch die Union der Albanischen Imame der Schweiz distanziert sich vom Terroranschlag auf die Redaktion von “Charlie Hebdo”
 
“Es sit eine Tragödie, ein makabrer, sinnloser Akt für uns Vertreter der albanischen muslimischen Gemeinde der Schweiz”, heisst es in einer Stellungnahme der Union der albanischen Imame der Schweiz.
 
“Wir sehen es als Pflicht, zu reagieren, wenn die Meinungsfreiheit angegriffen wird, wenn die Sicherheit und das Leben der Menschen gefährdet wird, umso mehr, wenn es im Namen des Islam und der friedlichen Muslime geschieht.Diese feigen Anschläge werden von Individuen und extremistischen Gruppen verübt, die auch selbst nicht wissen, wem sie dienen. Sie dienen aber ganz sicher nicht Muslimen und dem Islam”.
 
“Der Esxtremismus und der Terrorismus kennen keine Farbe, keine Religion, keine Nationalität. Es sind keine Mittel, mit denen man irgendwelche Probleme löst”. Die Union der albanischen Imame der Schweiz ruft alle Seiten dazu auf, jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren, und nicht alle Muslime in einem Topf zu werfen. Vielmehr solle man den Sicherhtisorganen und dem Rechtstaat glauben und unterstüützen, damit die Verantwortlichen dieses Anschlags vor Gericht gestellt werden.”
 
“Diese friedliche Botschaft werden die muslimischen Albaner bis in aller Ewigkeit tragen; das friedlichen Zusammenleben der verschiedenen Religionen haben die Albaner schon immer ausgelebt und werden es weiterhin ausleben. Wir sprechen den Familien der Getöteten und dem französichen Volk unseren Beileid aus”, heisst es in der Mitteilung der Union der albanischen Imame in der Schweiz.