Meinungen
Das touristische Engagement der Schweiz in Albanien
Der Tourismus ist vermutlich der Wirtschaftssektor mit dem grössten Entwicklungspotenzial. Um einen weiteren Schritt in Richtung nachhaltiger Tourismus zu machen, müssen verschiedene Hindernisse ausgeräumt und Kapazitäten geschaffen werden
Seit über 25 Jahren unterstützt die Schweiz die Entwicklung Albaniens: Ein Land, das in dieser Zeit in verschiedensten Bereichen einen unglaublichen Fortschritt erlebt hat, aber dennoch eines der ärmsten Länder Europas geblieben ist. Die Schweiz unterstützt Albanien insbesondere bei seinen Demokratisierungs- und Dezentralisierungsbemühungen, beim Aufbau von städtischer Infrastruktur, im Gesundheitswesen und bei der Entwicklung der Wirtschaft mit dem Ziel, Arbeitsplätze zu schaffen.
Der Tourismus ist vermutlich der Wirtschaftssektor mit dem grössten Entwicklungspotenzial, bietet Albanien doch fast alles, was das Touristenherz begehrt: vielfältige Landschaften mit Bergen, Seen und einer sehr langen, schönen und teilweise spektakulären Küste, ausgezeichnetes Essen, historische Denkmäler, Bauten und Dörfer, ein gutes Klima und natürlich nicht zuletzt eine sehr gastfreundliche und sympathische Bevölkerung. Für westeuropäische Touristen ist Albanien zudem sehr preiswert und relativ gut erreichbar. Es überrascht deshalb nicht, dass die Zahl der Besucherinnen und Besucher in den letzten Jahren stetig zugenommen hat. Noch konzentriert sich der Tourismus aber mehrheitlich auf die Küstenregionen und die Sommermonate. Zudem sind die Einnahmen pro Tourist in Albanien viel tiefer als in den Nachbarländern.
Um einen weiteren Schritt in Richtung nachhaltiger Tourismus zu machen, der einer breiten Bevölkerungsschicht zugutekommt, müssen verschiedene Hindernisse ausgeräumt und Kapazitäten geschaffen werden. So gilt es etwa, die Basis- und Tourismusinfrastruktur zu verbessern, den Service in Hotels und Restaurants zu professionalisieren und das Angebot an Unterhaltungs- und Erkundungsmöglichkeiten zu erweitern. Gleichzeitig muss der Tourismus in Albanien auf eine nachhaltige Basis gestellt werden.
Die Schweiz, das heisst die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und das Staatsekretariat für Wirtschaft (SECO), unterstützt Albanien bei der Beseitigung der erwähnten Hindernisse und dem Aufbau der nötigen Kapazitäten. Gemeinsam mit Deutschland verbessert die Schweiz beispielsweise in diversen Städten die Wasserinfrastruktur, sodass rund um die Uhr Trinkwasser verfügbar ist und das Abwasser geklärt wird. In der UNESCO Weltkulturerbstadt Berat und umliegender Region wird zudem das Abfallwesen modernisiert. Bislang wurde der gesamte Abfall auf eine Deponie am Fluss gekippt, mit der Folge, dass dieser bei Hochwasser teilweise ins Meer und von dort zurück an die Strände gespült wurde. Funktionierende Wasser-, Abwasser- und Abfallsysteme sind eine wichtige Grundlage für die weitere Entwicklung des Tourismus.
Ein Jugendbeschäftigungsprojekt, das von der Schweiz finanziert und von Helvetas implementiert wird, unterstützt die Schaffung und Vermittlung von Arbeitsplätzen. Das Projekt fördert innovative und für Albanien oft neue Produkte wie Vogelbeobachtung, Veloverleih oder River- Rafting; alles Angebote die einem Bedarf entsprechen und gleichzeitig die zurzeit sehr kurze Tourismussaison verlängern. Die bessere Auslastung absorbiert mehr Arbeitskräfte und führt langfristig zu mehr Anstellungen und das nicht nur in Küstenregionen.
Swisscontact fördert in einem von der Schweiz finanzierten Projekt das albanische Berufsbildungssystem nach schweizerischem Vorbild, auch im Tourismussektor. Erstmals haben Berufsschulen und Studenten mit privaten Hotels und Restaurants langfristige Abkommen abgeschlossen, um die praktische Ausbildung in Betrieben zu absolvieren. Die Ausbildung wird dadurch nachfrageorientierter und professioneller. Gleichzeitig arbeitet das Swiss Import Promotion Programme (SIPPO) mit der Albanischen Tourismus Agentur zusammen, um Albanien als Destination für nachhaltigen Tourismus international zu vermarkten.
Bei der Schweizer Unterstützung im Tourismussektor wird auf inklusive, nachhaltige und systemische Veränderungen geachtet. Diese August- Ausgabe von Albinfo ist auch eine Einladung, das Land und seine Leute zu entdecken und zu sehen, wie Nachhaltigkeit, Inklusivität und systemische Veränderungen umgesetzt werden. Das Heft richtet sich auch an potenzielle Partner und Investoren, direkt oder über die von der Schweiz unterstützten Projekte mit Schweizerischen oder Albanischen Tourismus-Service Anbietern in Verbindung zu treten. Die Devise der Albanischen Tourismusförderung, ‘go your own way’ gilt nicht nur für Touristen, sondern auch für Businesspartner. Das vorliegende Heft könnte der erste Schritt auf diesem Weg sein.
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