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Darum gab Armend eine 21’000-Franken-Stelle auf – und verdiente plötzlich nur noch 1’540 CHF im Monat

Der Fall von Armend Mustafa, einem 29-jährigen Jungunternehmer, sorgt seit Wochen für Aufsehen in den deutschsprachigen Medien der Schweiz. Bereits vor einiger Zeit berichtete eine Zeitung über seine Initiative, mit dem Tabu zu brechen, in der Schweiz nicht über Löhne zu sprechen. Seine Offenheit löste eine hitzige Debatte aus: Während viele Schweizerinnen und Schweizer mehr Lohntransparenz fordern, halten vor allem konservative und ältere Stimmen weiterhin am Schweigen über Gehälter fest,chreibt albinfo.ch.

Heute hat auch die Zeitung 20 Minuten ein Porträt über Armend veröffentlicht – mit Fokus auf den radikalen Wandel, den sein Leben genommen hat: Er gab eine hochbezahlte, sichere Stelle auf und gründete sein eigenes Unternehmen – mit einem anfänglichen Einkommen, das nur ein Zehntel seines früheren Lohnes entsprach. Warum er diesen drastischen Schritt wagte und welche Botschaft er damit senden will, erklärt der folgende Beitrag.

Vom Hochlohn zum Minimalverdienst

90-Stunden-Wochen, Nachtschichten, und nur der Sonntagmorgen war frei – so beschreibt Armend seinen früheren Joballtag. Damals war er CEO einer Personalvermittlungsagentur und parallel als selbstständiger Coach tätig. Der finanzielle Erfolg hatte seinen Preis: Er arbeitete bis zu 120 Stunden pro Woche, verbrachte Nächte im Büro und gönnte sich höchstens zwei Wochen Ferien im Jahr.

„Ich habe praktisch die ersten Jahre meiner Kinder verpasst und über 20 Kilo zugenommen“, erinnert sich Mustafa.

Er war überzeugt, dass dies der Preis für eine erfolgreiche Karriere sei – und finanziell lohnte es sich durchaus: Armend verdiente jährlich fast eine Viertelmillion Franken. Doch mit der Zeit merkte er: Geld allein macht nicht glücklich. „Man braucht auch Zeit, Gesundheit und ein starkes Umfeld.“

Radikaler Neuanfang mit 1’540 Franken Lohn

Im Herbst 2021 kündigte Armend – nach rund drei Jahren bei seiner alten Firma. Er beendete auch seine Coaching-Aktivitäten und gründete seine eigene Personalvermittlungsagentur. Über Nacht fiel sein Lohn von über 20’000 auf nur noch 1’540 Franken im Monat. Und dennoch sagt er heute: „Ich war nie glücklicher.“

Zum Glück konnte er in den ersten Monaten auf seine Ersparnisse zurückgreifen. Ein Luxusleben hatte er ohnehin nie geführt: „Ich lebte nie wie jemand mit 20’000 Franken Lohn“, sagt er.

Mehr Ferien, besserer Ausgleich

Heute ist seine Work-Life-Balance deutlich besser. Er nimmt öfter Ferien – und schaltet dabei auch wirklich ab. Früher arbeitete er selbst im Urlaub zwei bis drei Stunden täglich.

Zudem entwickelte sich sein Geschäft gut: Die ersten sechs Monate waren hart – beinahe hätte er Personal entlassen müssen. Doch er hatte Glück: Ein Eigenheim, ein Auto und genügend Rücklagen halfen ihm und seiner Familie, ihren Lebensstandard zu halten.

Sein Unternehmen Meron AG legt großen Wert auf einen gesunden Arbeitsalltag: sechs Wochen Ferien, hybride Arbeitsmodelle, Homeoffice. „Es geht nicht darum, sich keine Mühe mehr zu geben – aber es braucht die richtige Balance“, erklärt Mustafa.

„Heute verdiene ich durchschnittlich – und bin zufrieden“

Sein aktueller Monatslohn liegt knapp über dem Schweizer Durchschnitt von 6’600 Franken – „und ich bin absolut zufrieden damit“, sagt er. Seine öffentlichen Statements über Löhne und Work-Life-Balance haben viele positive Reaktionen ausgelöst.

„Das ist ein starkes Signal – und eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung.“