Integration
Bullakaj: Die Schweiz hat sich verändert, ihr Parlament (noch) nicht
Arber Bullakaj setzt sich für eine neue Schweiz ein, welche die jetzige Situation der Bevölkerung widerspiegeln würde. Er sagt, er brauche 27’000 bis 30’000 Stimmen, um in den Nationalrat gewählt zu werden.
Der SP-Kandidat Arber Bullakaj hat es auf einen dritten Sitz im Nationalrat für die St. Galler Sozialdemokraten abgesehen. Unter dem Motto “Drei nach Bern” will die SP St.Gallen nach vielen Jahren mit Bullakaj drei von zwölf der Sanktgaller Sitze gewinnen. Die SP St.Gallen hatte bis jetzt nicht mehr als zwei Vertreterinnen im Nationalrat. Der Kandidat albanischer Herkunft setzt sich für eine neue Schweiz ein, welche die jetzige Situation der Bevölkerung widerspiegeln würde. Er sagt, er brauche 27’000 bis 30’000 Stimmen, um in den Nationalrat gewählt zu werden.
Im Interview mit ihm sprach albinfo.ch über seine Wahlkampagne und die Herausforderungen, denen er auf seinem Weg ins Bundesparlament begegnet.
Albinfo.ch: Wie läuft Ihr Wahlkampf?
Arber Bullakaj: Der Wahlkampf ist sehr dynamisch, ich hatte viele Treffen und die Vorbereitungen hatten wir mit der Strategiegruppe schon Ende 2018 begonnen. Danach organisierten wir die Gruppe St.Gallen für Kampagnen mit Albanern, die in der Stadt St.Gallen, in Wil und Rapperswil sehr aktiv sind. Unter anderem habe ich noch viele weitere Treffen an Festen und Zusammenkünften verschiedener Bevölkerungsgruppen und jetzt sind wir mit dem Verteilen der Aushänge beschäftigt. Der Politikexperte Mark Balsiger zählte meine Kampagne zu den besten, was mich motiviert und zeigt, dass wir gut gearbeitet haben.
Albinfo.ch: Was macht Ihr Komitee und wie engagieren Sie sich im Wahlkampf?
Arber Bullakaj: Es sind eigentlich eher zwei drei Komitees: Eines habe ich vor Ort; andere sind sehr aktiv in der Verteilung der Aushänge und der Platzierung von Plakaten in Restaurants und gut frequentierten Orten. Dann habe ich das Komitee für die Kampagne, in welcher sich viele Personen verschiedener Nationalitäten wie Schweizerinnen, Italiener, Portugiesinnen, Tibeter, Albanerinnen engagieren, und im Grunde genommen sind sie es, die die Entwicklung des Wahlkampfes in einigen Punkten entscheidend beeinflusst haben.
Albinfo.ch: Aus den öffentlichen Aktivitäten lässt sich eine stärkere Konzentration auf die albanischen Stimmen feststellen. Was haben Sie für eine Beziehung zu den Albanern dieser Region und weshalb bemühen Sie sich um deren Stimmen?
Arber Bullakaj: Natürlich verstehen mich die Albanerinnen und Albaner am besten und wir haben die gleiche Geschichte. Ich glaube, dass der Einsatz und die Stimmen der Albaner das Herz des Wahlkampfs bilden. Ein Körper kann jedoch nicht ohne andere wichtige Organe überleben. Meine Kampagne besteht aus der sozialdemokratischen Basis, dort habe ich die sozialdemokratischen Stimmen und auch die Stimmen der Partei, die sehr zufrieden ist mit meinem Wahlkampf. Da sind aber auch die Emigranten, alle stimmberechtigt, also eingebürgert, die meine Kandidatur mit Videos in verschiedenen Sprachen unterstützt haben. Auf diese Weise wollte ich zeigen, dass die Schweiz sehr träge ist, sind doch 37% der Bevölkerung ausländischer Herkunft, doch widerspiegelt sich das nicht im Parlament.
Albinfo.ch: Wenn wir bei den Migrantinnen sind – die SP ist die einzige Partei mit einer Migrantengruppe, und Sie sind einer der Gründer dieser Gruppe. Anfangs gab es auch Widerspruch bei den Jungen mit Migrationshintergrund, die es ablehnten, in der Gruppe teilzunehmen, mit der Begründung “Wir, die wir hier geboren sind, sind keine Migranten”. Sind nun für Sie auch jene Ausländerinnen, die in der Schweiz geboren sind, Migranten?
Arber Bullakaj: Als wir die Gruppe Migranten in der Schweiz gründeten, waren 50 Prozent Schweizer, die weder in der letzten noch in der vorletzten Generation eine andere Herkunft hatten, und 50 Prozent hatten einen Migrationshintergrund. Das war eine Art Task Force, um Migrationsthemen zu bearbeiten, und nicht um die Herkunft zu bezeichnen.
Albinfo.ch: Sie kandidieren zum zweiten Mal für den Nationalrat, und an Ihrer Kampagne lässt sich erkennen, dass Sie Ihre Kandidatur sehr ernst nehmen. Weshalb möchten Sie nach Bern gehen?
Arber Bullakaj: Als ich zum ersten Mal in der Schweiz kandidierte, auf lokaler Ebene vor acht Jahren, tat ich es nur, um die Liste zu füllen, überzeugt, dass die sozialdemokratische Politik fürs Volk ist und ich diese mit meinem Namen auf der Liste unterstützen werde. Ich machte nicht gross Wahlkampf, doch es ergab sich, dass ich viele Stimmen für das Gemeindeparlament erhielt. Dort kam dann die Sensibilisierung für die Politik, wir veränderten viel in Wil und machten es, wie Kantonsrat Etrit Hasler sagte, zu einem liberaleren Ort als St.Gallen selbst.
Albinfo.ch: Wie viele Stimmen brauchen Sie, um in den Nationalrat gewählt zu werden?
Arber Bullakaj: Das verhält sich so: Bei den Proporzwahlen entscheiden die Listenstimmen, wie viele Sitze die Partei bekommt. Ich kann es nicht genau sagen, doch wenn ich 27’000 bis 30’000 Stimmen erhalte, könnte es reichen.
Albinfo.ch: Jemand der Sie wählt, gibt automatisch auch 12 Stimmen der Partei, und diese werden aufgrund der Reihenfolge wie Sie sie auf der Liste haben verteilt. Können Sie uns genauer über den Wahlmodus informieren?
Arber Bullakaj: Das hängt davon ab, wie jemand stimmt. Wenn du auf der ersten Linie der Liste oben SP angibst, und ich habe die Nummer 03, und wenn du diese Nummer mit “SP und Gewerkschaften” schreibst, dann gehen alle Stimmen zur Partei. Um mich zu wählen, müssen mich möglichst viele Personen zweimal auf der Liste wählen.
Albinfo.ch: Sie wollen den dritten Sitz (der Sozialdemokraten im Nationalrat), doch die Sanktgaller SP scheint glücklich, wenn zwei Sitze gehalten werden können. Die SP beabsichtigt demnach nicht, drei Leute nach Bern zu schicken. So war es zumindest bei den vergangenen Wahlen gewesen. Wie erklären Sie das und denken Sie wirklich, dass Sie mehr Stimmen erhalten werden als B.Gysi und C. Friedl?
Arber Bullakaj: Das Ziel der vergangenen Wahlen war es gewesen, die beiden Sitze im Nationalrat zu behalten. Bei den jetzigen Wahlen haben wir einiges geändert. Das Volk ist nicht zufrieden mit der Arbeit des Parlaments der letzten vier Jahre, einer Periode, die von SVP und FDP dominiert war. Deshalb haben wir für diese Wahlen auch den Slogan “Drei nach Bern” formuliert. Das Ziel ist, dass die SP drei Sitze des Kantons St. Gallen bekommt.
Albinfo.ch: Das Motto Ihres Wahlkampfes ist “Für eine neue Schweiz”. Bedeutet das, dass die jetzige Schweiz Mängel hat?
Arber Bullakaj: Ich sage nicht, dass ich die Schweiz ändern will, sondern ich sage in dieser Kampagne, dass die neue Schweiz seit einigen Jahren existiert und es handelt sich um eine neue Schweiz in vielen Aspekten. Es ist eine Schweiz mit Diversität, mit unterschiedlichen persönlichen Geschichten und Sprachen vieler Menschen, die hier leben. Doch die neue Schweiz, sage ich, ist im Parlament nicht vertreten und dass muss sich ändern. Die Schweiz hat sich verändert, doch ihr Parlament ist geblieben wie vor 40 Jahren.
Die albanischen Stimmen sind das Herz des Wahlkampfes
Ich glaube, dass der Einsatz und die Stimmen der Albaner das Herz des Wahlkampfs bilden. Ein Körper kann jedoch nicht ohne andere wichtige Organe überleben. Meine Kampagne besteht aus der sozialdemokratischen Basis, dort habe ich die sozialdemokratischen Stimmen und auch die Stimmen der Partei, die sehr zufrieden ist mit meinem Wahlkampf. Da sind aber auch die Emigranten, alle stimmberechtigt, also eingebürgert, die meine Kandidatur mit Videos in verschiedenen Sprachen unterstützt haben.
Unser Motto: “Drei nach Bern”
Das Volk ist nicht zufrieden mit der Arbeit des Parlaments der letzten vier Jahre, einer Periode, die von SVP und FDP dominiert war. Deshalb haben wir für diese Wahlen auch den Slogan “Drei nach Bern” formuliert. Das Ziel ist, dass die SP drei Sitze des Kantons St. Gallen bekommt.
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