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Bosnien appelliert an die Diaspora, in der alten Heimat zu investieren
In Zürich veranstaltete die Handelskammer SEC das Forum "Investitionen und Handel in und mit Bosnien und Herzegowina"
Bosnien und Herzegowina als Staat mit fragiler territorialer Integrität und einer Wirtschaft in Transition kann noch nicht als eine Erfolgsgeschichte präsentiert werden, was ausländische Investitionen angeht.
Dies zeigte sich auch am Montag im Forum “Investitionen und Handel in und mit Bosnien und Herzegowina”, das in Zürich unter der Leitung der Zürcher Handelskammer für Zentraleuropa (SEC) stattfand.
An der Veranstaltung nahmen der Schweizer Botschafter in Bosnien, André Schaller, sein bosnischer Amtskollege in der Schweiz, Boro Bonza, schweizerische und bosnische Investoren aus der Schweiz, Vertreter ausländischer Banken in Bosnien u.a. teil.
Die Schweiz und Bosnien und Herzegowina pflegen sehr gute Beziehungen untereinander, hiess es am Forum. Diese Beziehungen entstanden hauptsächlich während der Zeit des Krieges in den 90er-Jahren, als die Schweiz viele bosnische Flüchtlinge aufnahm und später, als sie einen grossen Beitrag zum Wiederaufbau des Landes leistete. In gewissem Umfang besteht diese Hilfe auch heute noch.
Botschafter Schaller berichtete in allgemeiner Form über die schweizerische Unterstützung für Bosnien. Angesichts der interethnischen Probleme Bosniens sagte er, dass die Schweizer Hilfe in Bosnien gleichzeitig ein Versuch zur Versöhnung und zum Aufbau von Beziehungen zwischen den dortigen Bevölkerungsgruppen gewesen sei. Er illustrierte dies anhand des Baus einer Wasserleitung im Grenzgebiet zweier Gemeinden und zweier Bevölkerungsgruppen. “Das verpflichtet die Bosniaken und die Serben Bosniens, zusammenzuarbeiten und gemeinsame Verantwortung zu übernehmen”, sagte er.
“Zählt nie auf die Unterstützung, die euch lokale Politiker versprechen”
Doch die schweizerischen Investitionen (wie auch jene anderer Staaten) in Bosnien sind nicht so hoch wie gewünscht und erwartet. Es seien die Angehörigen der bosnischen Diaspora in der Schweiz, die die bedeutendsten Investitionen in ihrer alten Heimat getätigt hätten, sagte er, und erwähnte einige erfolgreiche schweizerisch-bosnische Investitionen. Die Textilfabrik “Bontex”in Maglaj, die rund 300 Personen beschäftigt und unter anderem Konfektion produziert, die auch in der Schweiz verkauft wird, ist nur eines der Beispiele.
In der Schweiz lebt eine Gemeinschaft von etwa 70’000 gut integrierten Bosnierinnen und Bosniern, sagte der Botschafter. Er rief diese Diaspora dazu auf, nicht nur Kapital zu geben, sondern auch Berufskenntnisse und Erfahrungen mit der Arbeitskultur in der Schweiz weiterzugeben.
Einen interessanten Auftritt am Forum hatte der Besitzer der Firma für Fenster- und Fassadenproduktion “Juwal Group”, der Schweizer Ralph Junker. “Zählt nie auf die Unterstützung, die euch lokale Politiker versprechen”, “Lasst eure Firma nie alleine ohne eure Anwesenheit im Land zurück”, oder “Ihr müsst immer daran denken: Ihr seid Gäste in einem fremden Land” waren einige seiner Ratschläge.
Doch neben all diesen Hindernissen erwähnte Junker auch die positiven Seiten seiner Investitionen in Bosnien. Andernfalls würde er dort nicht weiterarbeiten, gab er zu bedenken. So erwähnte er: “Anders als es die verbreitete Meinung will, verbringen die bosnischen Männer ihre Zeit nicht nur in den Cafés, sondern auch an der Arbeit. Die Arbeiter haben ein zufriedenstellendes technisches Berufsniveau. Die Arbeitskraft ist billig.”
Bosnien und Kosova: Unterschiede und Ähnlichkeiten
Eine ausführliche Übersicht über das Bankenwesen in Bosnien machte der Chef der Raiffeisenbank aus Wien, Michael Müller. Er sagte, Bosnien habe ein solides Banksystem, das sich zu über 90 Prozent in ausländischen Händen befinde. Allein die Raiffeisenbank hat 92 Filialen und 1550 Angestellte.
Max Steiner, Vertreter der Zürcher Handelskammer für Zentraleuropa, SEC, die das Forum organisiert hatte, sprach auf Bitte von albinfo.ch über die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Kosovo und Bosnien hinsichtlich ausländischer Investitionen bzw. Investitionen aus der jeweiligen Diaspora.
“Beginnen wir mit dem Positiven. Gemeinsam ist den beiden Staaten, dass sie eine grosse und starke Diaspora haben. Beide haben grosses Potenzial hinsichtlich Personal, haben vergleichsweise stabile Regierungen und offerieren niedrige Produktionskosten”, sagte Steiner. Doch sowohl Bosnien wie auch Kosova litten unter mehreren ähnlichen Problemen, fügte er hinzu. “In beiden Ländern haben wir ein politisches Problem, die territoriale Gliederung, wobei dieses Problem in Bosnien stärker ausgeprägt ist.”
“Wie wir es heute auch bei den Ausführungen der Bankenvertreter gesehen haben, gibt es im Fall von Bosnien Schwierigkeiten hinsichtlich der Durchsetzung der Gesetze im ganzen Gebiet. Es gibt immer wieder Gesetze, die im einen oder im andern Landesteil nicht ausgeführt werden. Und wir haben hier auch ein Imageproblem, dies ist ein Kosovo und Bosnien gemeinsames Problem. An der Verbesserung dieses Image arbeiten auch wir als Handelskammer, doch auch ihr bei albinfo.ch wie auch die Diaspora”, schloss Steiner.
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