Integration

“Citoyenneté”- eine aktive staatsbürgerliche Haltung als lebenslanger Prozess

Die Eidgenössische Kommission für Migration (EKM) organisierte am Mittwoch in Bern einen Praxistag, welcher der neuen Phase des Programms "Citoyenneté" gewidmet war

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“Citoyenneté” ist ein Terminus, dessen Bedeutung nur in seiner Originalsprache, dem Französischen, mit einem einzigen, ebendiesem, Wort ausgedrückt werden kann. In andern Sprachen braucht es eine Umschreibung. Aktive staatsbürgerliche Haltung, Teilnahme am gesellschaftlichen, staatsbürgerlichen Leben usw. sind beispielsweise Begriffe, die in etwa die Bedeutung des Ausdrucks “citoyenneté” abdecken.

In Vereinen, Kommissionen und vielen Institutionen ist die politische Teilnahme oder “citoyenneté” tief im Denken der Leute verankert und zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Teilnahme und Einbezug sind Grundrechte, die allen zustehen. Alle, auch die Menschen ausländischer Herkunft, haben Erfahrungen in Partizipation. Doch wie lassen sich diese sichtbar machen und in einen Austausch bringen?

 

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Auf diese Fragen sollten Antworten gefunden werden. Dank der Teilnahme von Vereinen, Individuen, Sozialarbeitern, Fachleuten aus Wissenschaft, Politik, Kultur, Medien etc. konnten an diesem Tag viele unterschiedliche Ideen zum Thema Partizipation insbesondere von Ausländerinnen und Ausländern in ihrem Lebensumfeld in der Schweiz erfasst und ausgetauscht werden.

Die französische Forscherin Catherine Neveu analysierte den Begriff “citoyenneté” aus wissenschaftlicher Sicht. Neveu leitet das Interdisziplinäre Institut für zeitgenössische Anthropologie in Paris. Um alle Bedeutungsebenen des  Begriffs der “citoyenneté” zu erklären, ging sie bis in die Anfänge der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts zurück, als laut ihr dieses Konzept seine heutige Form anzunehmen begann.

Neveu hob hervor, dass es verschiedene Ebenen und Sichtweisen für die Bedeutung von “citoyenneté” gebe, je nach eingenommener Perspektive. Deshalb unterliegt das Konzept Veränderungen in Zeit und Raum, es entwickelt sich. Ausländer fühlen sich oft ausgeschlossen von der Möglichkeit zur Teilnahme, auch wegen der Tatsache, dass sie die Sprache nicht beherrschen und das neue Land nicht genügend kennen. Doch ebenso gut kann es ihnen passieren, dass sie gerade in der Emigration zum ersten Mal in ihrem Leben mit “citoyenneté” konfrontiert werden, weil sie in ihrem Herkunftsland diskriminiert waren, sagte Neveu.

Im Übrigen hat “citoyenneté” eine vertikale (auf den Staat bezogene) und eine horizontale Bedeutung (auf die Gesellschaft bezogen). Letztendlich ist Citoyenneté ein immerwährender Prozess, eine nie abgeschlossene “Baustelle”, wie Neveu in ihrem Vortrag mit dem Titel “Citoyenneté: Ein Laboratorium der Innovation” sagte.

Die Vizepräsidentin der EKM, Fiametta Jahreis, stützte sich in ihrem Beitrag “Citoyenneté unter veränderten Perspektiven” auf ihre eigenen Erfahrungen als Ausländerin, die vor mehr als dreissig Jahren in die Schweiz gekommen war. Der Wechsel der Perspektiven bezieht sich hier auch auf die Veränderung ihres eigenen Status innerhalb der schweizerischen Gesellschaft im Verlauf all dieser Jahre.

“Open Space” heisst eine neue Methode zur Durchführung von Workshops, die an diesem Praxistag erstmals zur Anwendung kam. Sie besteht darin, Themen und Anliegen von möglichst vielen Teilnehmern zu sammeln und diese anschliessend in Gruppen zu bearbeiten. So wurden Probleme zu Alltag, Migration, politischer und gesellschaftlicher Teilnahme usw. gruppenweise behandelt und die Ergebnisse bildeten anschliessend einen Teil der Schlussfolgerungen der Veranstaltung und Grundlage zur Realisierung neuer Projekte etc.