Integration

Was heisst es, Eltern von Heranwachsenden zu sein?

Der Gemeindezusammenschluss Lausanne Région gibt in Zusammenarbeit mit dem Verein Addiction Suisse (Sucht Schweiz) und Migr’Action, einem Werkatelier des Vereins Appartenance, eine Broschüre für Eltern von Heranwachsenden heraus. Die Broschüre steht in elf Sprachen zur Verfügung.

Die Adoleszenz eines Kindes bringt eine Zeit der Veränderungen in die Familie. Diese Phase kann in eingewanderten Familien noch schwieriger sein, da wo die Eltern möglicherweise mit Fragen kultureller Unterschiede zwischen der Schweiz und dem Herkunftsland konfrontiert sind.
Um Eltern verschiedener Herkunft zu unterstützen, ergriff Lausanne Région die Initiative und liess die  Broschüren in die verschiedenen Sprachen, die im Kanton Waadt bei den Familien zuhause  gesprochen werden, übersetzen. Doch durfte es keine wortwörtliche Übersetzung sein. Damit die immigrierten Eltern die Botschaft  möglichst gut verstehen, wandte sich Lausanne Région an den Verein Appartenance, ein Verein, dessen Ziel das Wohl und die Unabhängigkeit der Emigrantinnen und Emigranten ist. Für jede Sprache wurde ein Paar aus einem Jugendlichen und einer Übersetzerin gebildet. Zu zweit diskutierten sie verschiedene Themen (Drogen, Alkohol, Sex …), und dies jeweils mit Bezug auf ihre Herkunftsgemeinschaft. Dabei wurden je nach dem  auch weitere Fragen angesprochen, wie Zwangsheirat oder Geschlagen werden von den Eltern etc. Doch die Broschüre will nicht Regeln vorschreiben, sondern Handlungskompetenzen vermitteln und Antworten auf die Sorgen von Eltern geben.

Dank all dieser Arbeit konnte eine in elf Sprachen übersetzte Broschüre herausgegeben werden (albanisch, arabisch, englisch, französisch, italienisch, portugiesisch, serbokroatisch, somalisch, spanisch, tamilisch und türkisch). Das kleine Handbuch will unter den eingewanderten Bevölkerungsgruppen ein besseres Verständnis für die Haltung, das Verhalten von Jugendlichen fördern – Jugendliche, die oft im Zwiespalt zwischen den je verschiedenen kulturellen und sozialen Anforderungen stehen. Es soll auch Unterstützung für Eltern bieten, die, da sie die Sprache nicht können, oft von ihren Kindern abhängig sind, um Kultur und Lebensweise in der Schweiz zu verstehen. In der Broschüre finden sich auch eine Anzahl Adressen von Fachleuten im Kanton Waadt.
Durch ihre Mitarbeit im Rahmen der Übersetzung der im Original französischen Broschüre „Être parent d’un adolescent – si on en parlait ensemble“ (Eltern von Heranwachsenden sein – wie wär’s, wenn wir darüber sprechen) konnten die Jugendlichen ihre Sprachkenntnisse entwickeln und ihr kulturelles Gepäck kennenlernen. Sie werden nun bei der Verbreitung der Publikation und auch zur Animation von Gesprächsrunden innerhalb ihrer Sprach- oder Herkunftsgemeinschaft beigezogen, einige von ihnen äusserten bereits den Wunsch, Träger des Projektes zu werden.

An der Pressekonferenz sagte Serge Sandoz von der Gemeinde Cheseaux-sur-Lausanne gegenüber albinfo.ch, dass die bisher geleistete Arbeit kleinen Gemeinden wie seiner ein Instrument in die Hand gibt, um der Bevölkerung zu helfen. Denn es gelte sich bewusst zu sein, dass es leider nicht genügend Vereine gebe, um solche Probleme anzugehen. Ein Schritt wie dieser sei auch ein Zeichen des Verständnisses gegenüber den ausländischen Bevölkerungsgruppen, mit solchen Broschüren zeigten wir ihnen, dass uns ihre Situation interessiere.
Die Broschüre wird in den 29 Mitgliedergemeinden von Lausanne Région verteilt und findet sich auch auf den jeweiligen Gemeindesekretariaten und Webseiten.
(http://www.lausanneregion.ch/xml_1/internet/FR/application/d206/f830.cfm).