Frauen
Frühlingskonzert kleiner Musikantinnen und Musikanten in Malisheva und Theranda
An den beiden Frühlingskonzerten von „BlueStars“ in Malisheva und in Theranda sind am Sonntag über zwanzig Kinder aus den beiden Orten aufgetreten.
Stolz zeigten sie, was sie mit der Geigerin und Musiklehrerin Drita Dida gelernt hatten. Der von Drita Dida gegründete Verein „BlueStars“ setzt sich zum Ziel, Kindern in Kosova – vor allem in ländlichen Gegenden – Musikunterricht zu erteilen. Der Unterricht in Malisheva ist von der Schweizerischen Eidgenossenschaft unterstützt worden.
Eines nach dem anderen hüpften die kleinen Musikantinnen und Musikanten auf die grosse Bühne im Kulturzentrum von Malisheva, nannten mit fester Stimme ihren Vor- und Nachnamen und stellten sich neben die Klavierbegleiterin Jeta Dida Bujari. Je nach Alter, Fleiss und Begabung spielten sie auf der Geige oder auf dem Klavier ein kleines Lied, eine längere Melodie oder ein klassisches Stück. Alle, von der Erstklässlerin zum Fünftklässler, standen aufrecht und stolz auf der Bühne, mit korrekter Bogen- und Handhaltung und bedankten sich für den Applaus des Publikums mit einer Verbeugung, bevor sie für den nächsten Auftritt Platz machten.
Nach dem Konzert erhielten die Geigerinnen und Geiger von Malisheva ein „BlueStar“-Zertifikat, das ihnen bestätigt, dass sie das erste Unterrichtsniveau erreicht haben. Anschliessend fuhren die zwanzig GeigerInnen aus Malisheva und die PianistInnen aus Theranda zum zweiten Konzert nach Theranda.
Suche nach Sponsoren
Drita Dida hofft sehr, dass sie den Unterricht in den beiden Orten weiterführen und möglichst auf weitere Dörfer ausweiten kann. Auf dem Land haben die Kinder kaum Möglichkeiten, in ihrer Freizeit zusätzlich zum Schulunterricht etwas zu lernen, und Musik kann ihnen neue Welten eröffnen. „Du hättest ihre leuchtenden Augen sehen sollen, als sie die Geigen bekamen und nach Hause mitnehmen durften,“ erzählte Drita Dida, als ich sie vor ein paar Wochen zur Musikstunde begleitete. Dort erlebte ich die Freude der Kinder am Geigenspiel und ihre Ernsthaftigkeit beim Lernen.
Von etwa hundert Kindern, die sich in Malisheva letzten Herbst gemeldet hatten, hatte Drita Dida für den Unterricht zwanzig ausgewählt, die beim Gesangstest ein gutes Gefühl für Rhythmus und Melodie zeigten. Seit vergangenem September erhalten sie nun zweimal pro Woche in kleinen Gruppen Unterricht, und zu Hause sollen sie täglich üben. Die Geigenstunden sind gratis. Bisher wurden die Kosten von der Schweizerischen Eidgenossenschaft übernommen; nun sucht Drita Dida weitere Sponsoren. Einfach sei dies nicht, erklärt sie, denn der Nutzen von Musikunterricht für diese Kinder sei nicht für jedermann offensichtlich. Musik sei aber mehr als ein Freizeitvergnügen, sie sei eine Lebensschule und wichtig für die Seele.
Fünfzig Geigen für Kosova
Die Geschichte, wie die Geigerin Drita Dida zur Musiklehrerin für diese Kinder wurde, tönt wie ein Märchen. Sie kehrte 2011 nach zehn Jahren Aufenthalt in Deutschland in ihre Heimatstadt Pristina zurück. An der Hochschule in Münster (D) hatte sie das Musikdiplom erworben und danach in vielen Konzerten in Deutschland und anderen Ländern als Solistin und Orchestermitglied gespielt. Ihr Können sollte nun auch ihrem Land zugute kommen. Dies erwies sich jedoch schwieriger als gedacht. Sie spielte nach der Rückkehr zunächst im Symphonieorchester in Pristina, aber da sie dort keinen ihrer Ausbildung und ihrem Können gemässen Platz erhielt, kündigte sie nach einem Jahr.
Darauf unterrichtete sie in Mitrovica. Der Zufall wollte es, dass der Schweizer Musiker Lukas Greiner sie dort spielen hörte. Sie kamen in Kontakt und sie erzählte ihm von ihrem Traum, Kinder auch in ländlichen Gegenden zu unterrichten, wo es keine Musikstunden und kaum Instrumente gebe. Greiner schenkte ihr fünfzig Geigen für Kinder und sechs Klaviere aus der Schweiz, sowie Musikliteratur und anderes Material für den Unterricht. Der Traum konnte Wirklichkeit werden! Mit ihren beiden Schwestern, beide Pianistinnen, gründete Drita Dida die „BlueStars“ und begann zuerst in Theranda und dann in Malisheva mit viel Begeisterung und Liebe Kinder in die Welt der Musik einzuführen.
Nach dem Konzert im Kulturzentrum von Malisheva, gehe ich durch das belebte Städtchen, an Kleidergeschäften mit glitzernden Abendkleidern vorbei, Haushaltsgeschäften, Fitness-Club, Qebabtore und Pizzeria. In meiner Erinnerung tauchen Bilder vom November 1998 auf, als ich mit einem Hilfskonvoi des Mutter Teresa Vereins durch den völlig zerstörten Ort fuhr. Vor der Polizeistation standen serbische Uniformierte, sonst war das Städtchen menschenleer. Wir brachten die Hilfsgüter ins Nachbardorf Domanek, wo Flüchtlinge im Schulhaus Unterschlupf gefunden hatten. Heute wachsen hier Kinder auf, die den Krieg nicht erleben mussten, und die albanische Musik selbstverständlich und ohne Furcht spielen und singen dürfen.
(Mehr zu den „BlueStars“ unter http://bluestars-rks.com)
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