Sprachen

Zu wenige Kinder besuchen den Albanischunterricht

Auch dieses Schuljahr begann der ergänzende Unterricht in albanischer Sprache und Kultur (HSK-Kurse) mit dem Problem, dass ihn nur wenige Kinder besuchen

Wie jedes Jahr begann auch dieses Jahr der ergänzende Unterricht in albanischer Sprache rechtzeitig in all jenen Schulen in der Schweiz, in denen dieser Unterricht angeboten wird – jedoch nicht mit genügend Kindern.

Um die albanischen Eltern zu sensibilisieren, dass ihre Kinder Albanisch lernen, lancierte der LAPSH, der albanische Lehrer- und Elternverein, in der Schweiz einen Videoclip, der am Fernsehen ausgestrahlt wird.

Seit Jahren beträgt die Anzahl der Schüler im Albanischunterricht in der ganzen Schweiz nicht mehr als dreitausend.

Dies ist verglichen mit der Anzahl albanischer Schulkinder in den Schweizer Schulen, die Albanisch als Muttersprache angeben, eine sehr kleine Zahl.

„In der Schweiz soll es über 250‘000 Albanerinnen und Albaner geben, und falls ein Drittel davon Kinder sind, wo sind dann die 80‘000 anderen? In Genf haben wir keine finanziellen Probleme, und doch wächst die Zahl der Kinder im Unterricht nicht“, sagt gegenüber albinfo.ch Agim Paçarizi, Ehrenmitglied des LAPSH Genf und Präsident des Vereins Rrethi Shqiptar Merinas, des Albanervereins von Meyrin bei Genf.

Paçarizi, der bis 2012 Präsident des LAPSH Genf war, hatte seine  Bedenken letztes Jahr auch in Ulqin geäussert, wo die Lehrerinnen und Lehrer des HSK-Unterrichts ein Seminar durchgeführt hatten.

Auch in den Kantonen St. Gallen und Glarus begann das Schuljahr mit einer nicht sehr befriedigenden Zahl von Kindern im Unterricht.

An den einen Unterrichtsorten ist eine leichte Abnahme, an den andern eine leichte Zunahme festzustellen.

Für den Lehrer Vaxhid Sejdiu, der auch Präsident der Lehrergruppe von St. Gallen und Glarus ist, ist die entsprechende Zahl, verglichen mit der Zahl albanischer Kinder in den öffentlichen Schulen des Kantons, klein, denn sie beträgt nicht einmal zehn Prozent.

Was die Rahmenbedingungen für den Unterricht im Kanton St. Gallen betrifft, geht jedoch ein Dank an die Schweizer Schulen, die die Räume für den ergänzenden Unterricht in albanischer Sprache zur Verfügung stellen.

Bewusstsein der Eltern sehr schwach

„Die Zusammenarbeit mit den Schulbehörden ist gut, doch das Bewusstsein der albanischen Eltern, ihre Kinder in den Albanischunterricht zu schicken, um ihre Muttersprache zu lernen, ist sehr schwach, was sich auch in der Praxis zeigt: Viele albanische Kinder haben begonnen, ihre Muttersprache zu vergessen“, sagt der Lehrer  Vaxhid Sejdiu.

Trotzdem lassen einem die Daten, verglichen mit den andern Kantonen, Hoffnung schöpfen: In diesem Schuljahr werden 423 Kinder in siebzehn Gemeinden des Kantons St. Gallen den Albanischunterricht besuchen.

Im Kanton Glarus hat das Schuljahr mit 83 Schülern begonnen; nach Informationen der letzten Versammlung auf kantonaler Ebene wird noch mit einer Zunahme dieser Zahl gerechnet.

Der Unterricht im Glarnerland findet in Niederurnen, Mitlödi, Netstal und Glarus statt.

Im Waadtland weder Hilfe von den Herkunftsstaaten noch vom Gastland

Auch im Kanton Waadt hat sich die Anzahl Schülerinnen und Schüler, die den Unterricht in der Muttersprache besuchen, bis jetzt im Vergleich zum letzten Jahr nicht verändert.

Ebenso sind die Bedingungen zur Durchführung des Unterrichts die gleichen geblieben.

„Der Unterricht wird dank der freiwilligen Arbeit vieler Aktivisten des LAPSH gratis organisiert und durchgeführt, ohne jegliche organisatorische oder finanzielle Hilfe von Seiten der Herkunftsstaaten oder vom Gastland“, sagt Isni Idrizi vom LAPSH Naim Frashëri in Lausanne zu albinfo.ch.

Kosova und Albanien hatten letztes Jahr Hilfe in Form von Unterrichtsmaterialien gegeben, doch auch diese nicht in dem Umfang, dessen es für die Schulkinder bedurft hätte.

„Das Gastland bot ausser den Schulräumen, die die Gemeinden  zur Verfügung stellen (an einigen Orten gratis, aber nicht sehr geeignet), keine weitere Hilfe. Diesbezüglich ist erwähnenswert, dass nach einer  Untersuchung der Schweizerischen Konferenz der Erziehungsdirektoren die Waadt der konservativste Kanton in der Schweiz ist“, betont der Koordinator des LAPSH Naim Frashëri des Kantons Waadt.

Um den albanischen Unterricht bei ihren Landsleuten bekannt zu machen, unternahmen die Aktivistinnen und Lehrer der albanischen Schulen in  den Waadtländer Gemeinden Verschiedenes, wie Gespräche mit den Eltern und Gespräche mit den Direktoren der Schulen, in denen der Unterricht stattfindet, oder sie verteilten Informationsblätter und Anmeldungen.

„In Lausanne und Umgebung liessen wir dieses Jahr 4000 Infoblätter und Anmeldungszettel drucken und schickten sie an alle Schulen von Lausanne und den umliegenden Gemeinden“, erzählt Idrizi über die Aktivitäten zur Sensibilisierung der Eltern, ihre Kinder in den albanischen Unterricht zu schicken.

Auch die Darbietungen der Schulkinder, die in der Waadt und andern Teilen der Schweiz regelmässig zu Ehren der nationalen Feiertage organisiert werden, sind eine Form der Propagierung der albanischen Schule.

Dieses Jahr wird vom LAPSH Naim Frashëri ergänzender Unterricht in folgenden Waadtländer Gemeinden organisiert: Lausanne, Crissier, Moudon, Rolle, Nyon, Morges und Yverdon.

Wie auch immer: Bis die Lehrerinnen und Lehrer dereinst eine Lösung finden, wie mehr albanische Kinder in den albanischen Unterricht gebracht werden können, wird dieser auch heuer mit den wenigen vorhandenen Schülerinnen und Schülern in sechzehn Schweizer Kantonen stattfinden.

In 216 Klassen werden dieses Jahr wiederum achtzig Unterrichtende arbeiten.

Betreffend einer möglichen Institutionalisierung des ergänzenden Unterrichts in albanischer Sprache sind bis jetzt keine Signale aus Prishtina gekommen.