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100% digitale Schule: Swiss Online School geht voran!  

Schulleiter, Milan Schmed: Die Swiss Online School sieht sich nicht als Konkurrenz zu klassischen Schulsettings, sondern als Ergänzung

Swiss Online School setzt auf eine 100% digitales Schulmodell und erfährt damit Erfolg. Schulleiter, Milan Schmed erklärt gemeinsam mit Albinfo.ch, warum ein solche Schule heutzutage notwendig ist.

albinfo.ch:  Herr Schmed ein erster Blick auf Ihre Plattform lässt manche Zeitgenossen schnell ins Staunen geraten. Hat der aktuelle Schulwandel durch Ihre Online-Schule einen neuen Peak erreicht?

M. Schmed: Die Swiss Online School sieht sich nicht als Konkurrenz zu klassischen Schulsettings, sondern als Ergänzung. Wir haben viele Schüler*innen auf der ganzen Welt verteilt, welche genau unser Konzept zu lernen brauchen. Sie möchten individuell und zeitunabhängig arbeiten können. Wir nutzen die technischen Hilfsmittel so, dass Sie für unsere Schüler*innen einen Mehrwert erzeugen. Es ist nicht unser Ziel einfach alles zu digitalisieren. Wir bieten aber weltweit schon einer grossen Anzahl von Schüler*innen ein Bildungssetting, was ihrer Art zu lernen sehr entgegenkommt.

albinfo.ch: wie sieht eine herkömmliche Unterrichtswoche eines Ihrer SuS aus und welchen Stellenwert hat die soziale Interaktion der SuS mit Peers und ihren Lehrpersonen in der realen Welt?

M. Schmed: Unsere Schüler*innen loggen sich am morgen zu einer belieben Zeit ein. Für mich ist es immer noch sehr unverständlich, dass in vielen Schulen der Unterricht um 0730 beginnt. Wenn wir ehrlich sind, wissen wir alle, dass nicht alle so früh am morgen lernen können. Nach dem Einloggen entscheiden die Schüler*innen, was sie heute lernen möchten. Dies erfolgt alles selbstorganisiert. Die einzelnen Themen sind dann so aufgebaut, dass man einem Lernpfad folgt, der didaktisch clever aufgebaut ist. Wir haben überall eine lernphysiologisch optimale Rhythmisierung angewendet und die Lerninhalte sind grösstenteils barrierefrei. Durch unser System wird die tote Zeit, in der zum Beispiel eine Lehrperson im Klassenverband etwas erklärt, der oder die Schüler*in aber schon starten könnte, auf null minimiert. Dies beschleunigt das Lernen und verkürzt die Lernzeit. Dies wiederum ermöglicht mehr Freizeit, welche für soziale Interaktionen genutzt werden kann. Ausserdem organisieren wir alle zwei Wochen einen Live-Event, welche z.B. in einem Museum stattfindet.

albinfo.ch: Stichwort KI und Chatbot. Haben diese beiden Begriffe auch bereits in Ihr digitales Klassenzimmer einen Platz gefunden? 

M. Schmed: Wir sind sehr darauf bedacht, dass die technischen Hilfsmittel, die jetzt schon vorhanden sind, für unserer Schüler*innen einen Mehrwert erzeugen. Mir ist schon häufig aufgefallen, dass in Schulen Tools angewendet werden, nur damit man sie anwendet, ohne, dass die Schüler*innen davon profitieren. Daher nutzen wir digitale Hilfsmittel sehr bedacht. Unserer Schüler*innen haben auch viele Aufgaben, welche ausserhalb der digitalen Welt stattfinden. KI ist bei uns nicht geplant einzusetzen. Einen Chatbot vermeiden wir bewusst, da wir auf eine asynchrone Kommunikation setzen, um der «gelernten Hilfslosigkeit» vorzubeugen. Unser Ziel ist es so viel Selbstwirksamkeitsempfinden zu entwickeln, wie nur möglich, denn das ist der Schlüssel zur intrinsischen Motivation und zu Happyness!

albinfo.ch: Nehmen wir an ein Elternpaar, dass nur Albanisch spricht und keine Affinität zur digitalen Welt besitzt, meldet das eigene Kind an Ihrer Schule. Ist das Kind zuhause nicht vollkommen auf sich allein gestellt? 

M. Schmed: Ab der 4. Klasse können unserer Schüler*innen den Inhalt problemlos selbstständig lernen. Die Kinder haben verschiedene Möglichkeiten mit uns Kontakt aufzunehmen, wir antworten immer sehr schnell, aber eben, wie oben erwähnt, nicht direkt. Es kommt immer wieder vor, dass unsere Schüler*innen zuerst eine Frage stellen und kurz danach uns schreiben, dass sie das Problem selbst gelöst haben. Genau diesen Vorgang möchten wir unterstützen. Die Feedbacks, welche wir erhalten, sind durchwegs positiv und sowohl Schüler*innen, als auch Eltern fühlen sich sehr gut betreut. Selbstorganisation ist für viele eine neue Erfahrung, welche in einem klassischen Schulsetting nicht immer gegeben ist. Durch unser durchdachtes Konzept schaffen unserer Schüler*innen praktisch alles selbstständig und auf ihre individuelle Art und Weise. Dies löst ein hohes Selbstwirksamkeitsempfinden aus, was jedem Individuum zeigt, dass es etwas kann. Es gibt keine bessere Motivation! Sollte ein*e Schüler*in nicht weiterkommen, stehen wir zur Verfügung.

albinfo.ch: Welches Schlüsselereignis, bewegte Sie zur Vision einer digitalen Schule und was unterscheidet Ihre Schule von der herkömmlichen Schule(Volksschule)?  

M. Schmed: Ich arbeite seit nun über 20 Jahren in der Bildung. Ich bin sowohl in Schulen, aber auch in der Lehre an einer Pädagogischen Hochschule tätig. Im Lehralltag ist mir Aufgefallen, dass ich alle Schüler*innen, unabhängig von ihren kognitiven Fähigkeiten, zum gleichen Lernziel bringe. Der Unterschied macht ausschliesslich die Geschwindigkeit aus. Mit den heutigen technischen Hilfsmitteln können wir Lerninhalte so aufbereiten, dass allen individuellen physiologischen Lerntypen gedient ist. Das heutige Bildungssystem stereotypisiert zu stark. Nur weil jemand langsam lernt, heisst es nicht, dass er nicht Raketenbauer werden könnte. Diese zeitliche Limitation schadet der Gesellschaft, da ein unnötiger Druck ausgeübt wird. Unserer Schüler*innen lerne häufig auch am Wochenende, einfach weil sie gerne lernen. Wir sind zu 100% ort- und zeitunabhängig. Unsere Schüler*innen lernen, wann und wo sie wollen und dies tun sie sehr erfolgreich, ohne, dass jemand den Lehrerfinger zeigen muss. Ich würde behaupten, dass mit unserer Art zu lernen der Fachkräftemangel behoben werden könnte. Die frühe Stereotypisierung verhindert eine Entfaltung des vollen Potentials eines Individuums.

albinfo.ch: Wie steht es mit Kindern aus, die besondere Bedürfnisse haben, beispielsweise Hochbegabung. Begleiten Sie auch solche Kinder durch ihren schulischen Werdegang?

M. Schmed: Wir haben viele Schüler*innen mit besonderen Bedürfnissen. Hochbegabte schätzen, dass sie in ihrem Tempo schnell lernen können und von niemandem aufgehalten werden. Kinder und Jugendliche mit Asberger schätzen, dass sie nicht abgelenkt werden. Sportler können von überall aus lernen, gerade Einzelsportler sind immer wieder unterwegs und müssen bei der Rückkehr nicht viel Stoff aufholen. Aber auch langsame Lerner profitieren davon, dass sie nicht Mitte Juli fertig sein müssen, sondern bei Bedarf auch 1.5 Jahre in einer Klass sein können. Grundsätzlich kann man sagen, dass alle Kinder und Jugendliche besondere Bedürfnisse haben, denn jedes Individuum lernt auf seine eigene Art und Weise. Die Swiss Online School spricht mit ihrem Lernkonzept viele verschiedene Bedürfnisse an. Wir gehen immer davon aus, dass Kinder und Jugendliche eine Begleitung brauchen, dabei fragen sie selten danach. Wir haben aber ein sehr breites Wissen über die weltweite Bildungslandschaft, daher können wir alle unsere Schüler*innen zu den verschiedenen Möglichkeiten, die ihnen offen stehen, sehr kompetent beraten.

Interview geführt: Driter Gjukaj