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Wer stört uns in der Nacht mit Telefonanrufen?

Werbung per SMS und Telefonanrufe an albanische Familien in der Schweiz ist offensichtlich zu einem besorgniserregenden Phänomen geworden. Albinfo.ch erklärt seinen Lesern, wie sie sich davor schützen können, in ihrem privaten Alltag gestört zu werden.

Die Belästigungen und Störungen durch unerwünschte Telefonanrufe häufen sich speziell dann, wenn wegen der Reiseaktivität der Diaspora Richtung Kosova die Nachfrage nach Reisemöglichkeiten überlastet ist, aber auch in den Monaten, wo die Krankenkassen gewechselt werden können. Auch Anrufe und SMS für Kredite, ja sogar für Staubsauger sind keine Seltenheit.

Vehbi Salihi, 34, von Zürich, musste innert eines Jahres dreimal seine Mobiltelefonnummer wechseln. Auch wenn ihm diese Tatsache gar nicht gefällt: Es blieb Vehbi kein anderer Weg, um sich vor den Belästigungen und Störungen durch unerwünschte Telefonanrufe zu retten. “Ich staune, wie sie meine Telefonnummer finden. Und stell dir vor: Das passiert in der Schweiz”, sagt Vehbi Salihi zu albinfo.ch.

Auch Agim Halimi ist von Werbung durch unerwünschte SMS und Telefonanrufe betroffen. “Sie rufen mich auch spät am Abend an. Willst du die Versicherung wechseln, willst du einen Kredit. Ich weiss nicht, woher sie anrufen. Möglicherweise von Kosova. Auf jeden Fall stören sie dich und lassen dich nicht in Ruhe”, sagt Agim von Bern.

Burim Hasaj, ein erfahrener Kenner der Zivilluftfahrtsbranche, beschuldigt jene, die  falschen SMS und Telefonanrufen vertrauen. “Das Problem liegt mehr bei den Reisenden selbst und ihrer Leichtgläubigkeit; sie schenken den sogenannten “Callcentern” Glauben, ohne zu überlegen, wer diese Leute sind und wer sich hinter ihnen verbirgt, sie schicken für 500 Euro Mitteilungen von improvisierten Internettelefonnummern, die sich angeblich in Zürich oder Basel oder in Deutschland befinden, in Wirklichkeit jedoch sind diese alle in Kosovo, versteckt in Wohnungen und Kellern, und die gleichen paar jungen Frauen melden sich ständig unter diesen Nummern”, sagt Hasaj.

Hasaj, der sich seit Jahren mit dem Thema befasst, staunt darüber, wie es möglich ist, dass viele Leute auch nach zwanzig Jahren noch immer nicht ihr eigenes, bestimmtes Reisebüro haben, so wie sie ihren Arzt oder ihren Anwalt haben. “Nein, sie rennen hinter ein paar Telefonen und Firmen hinterher, die nirgends existieren oder Konkurs gegangen sind, nachdem sie Reisende betrogen haben”, betont Hasaj.

Wird telefonische Belästigung strafrechtlich verfolgt?

Das neue Gesetz über unlauteren Wettbewerb trat am 1. April 2012 in Kraft. Seither stellen Konsumentenschutzorganisationen der ganzen Schweiz im Internet Formulare zur Verfügung, um Anzeige zu machen. Der neue Gesetzestext sieht einen besseren Schutz der Konsumentinnen und Unternehmen vor.

Solche Taten können mit Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bis zu 100’000 Franken bestraft werden, sagt das Gesetz. Es gibt auch Fälle, wo Werbung per SMS, Email etc. erlaubt ist. Wer Massenwerbung ohne direkten Zusammenhang mit einem angeforderten Inhalt fernmeldetechnisch sendet oder solche Sendungen veranlasst und es dabei unterlässt, vorher die Einwilligung der Kunden einzuholen, den korrekten Absender anzugeben oder auf eine problemlose und kostenlose Ablehnungsmöglichkeit hinzuweisen, handelt unlauter”, sagt der Jurist Orhan Spahiu zu albinfo.ch.

In welchen Fällen ist Telemarketing erlaubt?

“Unternehmen, die bei der Werbung für ihre Produkte oder Dienstleistungen Kontaktangaben von ihren Kunden nehmen und gleichzeitig über die Möglichkeit der Verweigerung dieser Informationen informieren, handeln gesetzeskonform, wenn sie jenen Kunden Werbung schicken”, sagt Spahiu.

Andererseits berichtet Janine Jakob, Leiterin der Abteilung für Gesundheit und Recht in der Stiftung für Konsumentenschutz, zu  albinfo.ch, dass sie letztes Jahr allein bis September 3200 Beschwerden wegen unlauterer Geschäftspraktiken erhalten hätten. “Weniger erstaunlich ist, dass in 90% der Fälle der Anlass für die Beschwerde die telefonische Belästigung ist (die Missachtung des entsprechenden Zeichens im Telefonbuch). Der Bund der Konsumentenschutzorganisationen hat 36 Beschwerden bei verschiedenen Staatsanwaltschaften hängig”, sagte Jakob.

Oft ist es sehr schwierig, die Firmen zu identifizieren, von welchen die unerwünschten Telefonanrufe kommen. “Die Manipulation der Telefonnummern, das Vorgeben von Firmenbezeichnungen, die Verlegung der Anfragen in Telefonzentren (Callcenters) im Ausland oder fiktive Umfragen sind nur einige der Tricks, die angewendet werden, um die Gesetze zu umgehen oder deren Durchführung zu erschweren”, sagte Jakob zu albinfo.ch.

Der Bund der Konsumentenschutzorganisationen verlangt von der Schweizer Rechtsprechung, Strafen mit präventiver Wirkung zu verhängen. Seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes über unlauteren Wettbewerb am 1. April 2012 erhielt der Bund der Konsumentenschutzorganisationen 8120 Beschwerden und führte über 50 Klageverfahren.

Nebst unerwünschten Telefonanrufen, Betrug über Nummernlisten des Telefonbuchs, unrealistischer Versprechen schwindelerregend hoher Gewinne, können auch andere Vorgehensweisen (aus dem Internetbereich) gemeldet und angezeigt werden.